Silberspekulation der Gebrüder Hunt – Manipulation mit Auswirkungen bis heute
Fast 45 Jahre ist es inzwischen her, seitdem es am Silbermarkt massive Spekulationen gab. Bekannt sind die Ereignisse als Silberspekulation der Gebrüder Hunt. Am 27. März 1980 gab es den sogenannten Silver Donnerstag, an dem der Silberpreis ein Rekordhoch von 49,45 Dollar je Unze erreichte. Wir möchten einen Blick auf die damaligen Ereignisse werfen und darauf eingehen, in welcher Form sich die Spekulationen noch heute auf den Silbermarkt auswirken.
Wer sind die Brüder Hunt?
Bei den Gebrüdern Hunt handelt es sich um Nelson Bunker, William Herbert und Lamar Hunt. Nelson Bunker wurde am 22. Februar 1926 in Dorado geboren und starb am 21. Oktober 2014 in Dallas. Sein jüngerer Bruder William Herbert Hunt erblickte das Licht der Welt am 6. März 1929 und verstarb erst kürzlich, am 9. April 2024. Der jüngste Bruder, Lamar Hunt, wurde am 2. August 1932 geboren und starb am 13. Dezember 2006 in Dallas.
Bei den Hunt Brüdern handelte es sich um amerikanische Milliardäre, die zugleich als Spekulanten an den Märkten tätig waren. Lamar investierte zudem in zahlreiche Sportler und Sport-Teams. Ihre Milliarden stammten insbesondere vom Vater Haroldson Lafayette Hunt, bei dem es sich unter anderem um einen Öl-Mogul und professionellen Pokerspieler handelte.
Hintergründe und Grundlagen für die Silberpreismanipulation
Die Spekulation der Gebrüder Hunt, auch als Silberpreismanipulation bezeichnet, hatte damals einen ganz speziellen Hintergrund. Eine Ursache war die große Freisetzung enormer Mengen Silber, die vor allem auf die Abschaffung des damaligen Silberstandards zurückzuführen war. Infolgedessen brachen die Kurse für Silber ein, sodass der Silberpreis teilweise nur noch bei rund zwei Dollar lag. Im Jahre 1973 bewegte sich der Silberpreis bei etwa drei Dollar je Unze.
Die Gebrüder Hunt waren der Auffassung, dass sogenanntes Papiergeld keine Zukunft haben werde. Hinzu kam die damalige Verunsicherung der Bevölkerung, die vor allem auf die folgenden Ereignisse zurückzuführen war:
Aus diesem Grund gingen immer mehr Menschen dazu über, in größerem Umfang in Sachwerte wie Immobilien, Ländereien und physisches Silber zu investieren. Exakt zu dieser Zeit erkannten Nelson Bunker, Lamar und William Herbert Hunt, dass das Edelmetall Silber vom Preis her eine erhebliche Unterbewertung am Markt hatte und es daher Potenzial für starke Preissteigerungen gäbe. Das führte dazu, dass sie in zunehmendem Umfang begannen, große Mengen an Silber am Markt zu erwerben. Zum Ende der 70er-Jahre sollen es insgesamt etwa 100 Millionen Unzen gewesen sein, die von den Gebrüdern Hunt zu einem damals durchschnittlichen Preis von weniger als zehn Dollar erworben wurden.
Worin bestand die Silberspekulation der Gebrüder Hunt?
Die eigentliche Manipulation des Silberpreises durch die Brüder Hunt bestand damals nach Ansicht der meisten Fachleute darin, dass sie nicht nur mit eigenem Kapital Silber erwarben. Zusätzlich gab es finanzielle Unterstützung arabischer Investoren. Darüber hinaus nahmen die Brüder ebenso Kredite auf, sodass sie noch mehr Silber kaufen konnten. Ende der 70er-Jahre belief sich der Silberpreis bereits auf 16 Dollar je Feinunze.
Erst richtig in Gang gebracht wurde die Spekulation des Silberpreises dadurch, dass die Brüder Hunt nicht nur physisches Edelmetall erwarben, sondern darüber hinaus Termingeschäfte abgeschlossen. In der Folge wollten auch andere Privatpersonen vom deutlich gestiegenen Preis des Edelmetalls profitieren. Dazu wurden insbesondere Silbermünzen und Silberschmuck veräußert, sodass die Brüder faktisch dazu gezwungen waren, noch mehr Silber zu erwerben. Angaben zufolge sollen sich die Silberbestände der Gebrüder Hunt in der Spitze auf folgende Mengen belaufen haben:
Damit hielten die Hunt Brüder nicht weniger als etwa 15 Prozent der globalen Silbervorräte. Das entsprach einem geschätzten Vermögen in Höhe von mehr als zwölf Milliarden Dollar.
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Börsenaufsicht beendet Spekulationen
Das Ende der Spekulationen trat im Jahre 1980 ein, als der Silberpreis auf knapp 50 Dollar angestiegen war. Wegen der umfangreichen Geschäfte an der Terminbörse COMEX sah sich die Börsenaufsicht gezwungen, einzuschreiten. Zur damaligen Zeit wurde die sogenannte Silver Rule 7 eingeführt. Diese besagte, dass keine Käufe mehr getätigt werden durften. Stattdessen war es ausschließlich möglich, bereits existierende Long-Positionen mit ebenfalls existierenden Short-Positionen zu kompensieren.
Durch diese strenge Maßnahme der Börsenaufsicht, die faktisch nur noch Verkäufe zuließ, brach der Silbermarkt regelrecht ein. Schätzungsweise zwei Milliarden Dollar verloren alleine die Brüder Hunt. Zudem kam es seitens der Privatanleger zu panikartigen Verkäufen, zumal gleichzeitig eine große Menge von Silber am Markt veräußert wurde. Dabei handelte es sich auch um Gewinnmitnahmen, die aufgrund des zuvor rasanten Preisanstieges realisiert werden konnten.
So ging es bei den Gebrüdern Hunt weiter
Die Brüder Hunt wurden zeitnah nach dem Crash am Silbermarkt wegen des Versuchs einer gezielten Marktmanipulation angeklagt. Das Gerichtsverfahren lief mehrere Jahre, sodass es erst Mitte 1988 ein erstes Urteil gab. Darin wurden die Brüder Hunt dazu verurteilt, einem geschädigten Investor über 130 Millionen Dollar an Schadenersatz zu zahlen. Es folgten weitere Schadenersatzzusprüche, sodass das Vermögen der Brüder immer weiter sank. Zudem mussten eine Reihe von Unternehmen Insolvenz anmelden, wie zum Beispiel im Jahre 1986 die Placid Oil Company, das Vermächtnis ihres Vaters, des Öl-Moguls.
Langfristige Folgen: Imageverlust des Silbers noch bis heute?
Die damalige Silberpreismanipulation der Gebrüder Hunt hatte nicht nur lange Zeit in den 80ern und 90ern ihre Folgen, sondern wirkt indirekt bis heute nach. Nach 1980 kam es zu einem sogenannten Bärenmarkt, der mehr als 20 Jahre bis 2004 anhielt. Experten begründen das mit dem durch die Spekulationen verursachten rasanten Anstieg des Silberpreises und dem anschließenden Zusammenbruch des Marktes. Eine bis heute reichende Auswirkung war zudem, dass die großen Gefahren der Spekulationen nicht mehr verharmlost werden und bekannt sind.
Das führte zu neuen Regeln seitens der Aufsichtsbehörden, die bis heute gelten. Zudem ist das sogenannte Gold-Silber-Ratio seit 1980 bis heute enorm gestiegen. Belief sich das Verhältnis vom Gold- zum Silberpreis Anfang der 80er-Jahre noch auf rund 20, ist der Wert einer Unze Gold heutzutage über 80 Mal höher als eine Unze Silber. Auch hier sehen manche Fachleute noch die Nachwirkungen des damaligen Silberschocks, sodass tendenziell Anleger dem Gold größeres Vertrauen schenken. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass Silber heute erneut stark unterbewertet ist. Unter Anbetracht dieser Tatsache in Kombination mit dem hohen Silberverbrauch und dem Abfließen der Silberbestände an den Edelmetallbörsen könnte es jedoch in Zukunft erneut zu einem explosionsartigen Anstieg des Silberpreises kommen.