John Law – ein Spieler erfindet das Papiergeld
Die Geschichte des Papiergeldes ist eng mit dem Namen John Law verbunden, da er als Erfinder gilt. Es handelt sich um eine spannende Story rund um den anfänglichen Glücksspieler als einen Mann, der Frankreich zunächst anscheinend rettete, um das Land danach ungewollt in den Abgrund zu stürzen. In unserem Beitrag erfahren Sie, wer John Law war, wie es zum Papiergeld kam und welche Lehren sich aus den vergangenen Ereignissen ziehen lassen.
Wer war John Law?
Bei John Law of Lauriston handelt sich um einen aus Schottland stammenden Nationalökonom, Bankier und Glücksspieler. Er wurde am 16. April 1671 in Edinburgh geboren und verstarb am 21. März 1729 in Venedig. John Law wuchs als Sohn eines Geldverleihers und Goldschmiedes auf. Das ist deshalb im Nachhinein kurios, weil er von seiner Einstellung her gegenüber dem Gold äußerst kritisch war. Trotzdem war das Gold indirekt ein Auslöser für seine späteren Handlungen. Als Kind bekam er mit, wie das Vermögen des Vaters immer weiter wuchs, weil dieser Gold verwahrte und im Gegenzug Zertifikate ausstellte. Dies dürfte ihn zu seinen späteren Taten inspiriert haben.
In seiner Jugend war der Schotte John Law insbesondere als Draufgänger bekannt, der vor allem an damals nicht erlaubten Duellen teilnahm und aufgrund eines Duells sogar zum Tode verurteilt werden sollte. Deshalb floh er Ende des 17. Jahrhunderts aus England und hielt sich anschließend in mehreren Städten Europas auf, wie zum Beispiel:
Durch Kontakte zu den elitären Kreisen und vor allem durch seine erfolgreichen Glücksspiele gelangte der Schotte John Law zu einem ansehnlichen Vermögen. Seine Erfolge als Spieler resultierten damals aus einer Fähigkeit, die er im Bereich der Wahrscheinlichkeitsrechnung hatte. Er gelangte zu der entscheidenden Erkenntnis, dass ein erfolgreiches Spiel nicht nur von Glück abhängt, sondern von Wahrscheinlichkeiten. Sein so angesammeltes Vermögen gab er allerdings relativ schnell wieder aus. Dennoch beschäftigte er sich in dieser Zeit sehr mit der Ostindien-Kompanie, die vor allem durch den Aktienhandel einen deutlichen Aufschwung erfuhr.
Gedanken des John Law zum Thema Finanzen
Ein Grundstein für die anschließenden Aktivitäten des John Law im Bereich Finanzen war, dass er sich seit seiner Flucht in die Niederlande ausführlich mit dem dortigen Finanzsystem beschäftige. Dabei widmete er sich vor allen Dingen der Idee des sogenannten künstlichen Geldes in Form der heutigen Banknoten, also dem Papiergeld. In dieser Idee sollte das Papiergeld noch durch Gold abgesichert sein, wozu er Anfang des 18. Jahrhunderts ein Buch veröffentlichte.
In dem Zusammenhang erkannte John Law sehr schnell, welche Vorteile zum einen die Börsen (Aktien) und zum anderen die Banken im Zusammenhang mit dem Organisieren von Finanzgeschäften haben. Einer der Hauptgedanken war, dass eine Bank als Sicherheit für das Papiergeld nicht Gold oder andere Edelmetalle akzeptieren sollte, sondern stattdessen Landbesitz. Die Bindung an das Gold würde hingegen den freien Handel stören, meinte Law – ein fataler Fehler, wie sich später noch zeigen sollte.
Der Aufstieg des John Law
Dass John Law seine Ideen in die Tat umsetzen konnte, liegt vor allem daran, dass insbesondere der „Sonnengott“ Ludwig XIV. Frankreich nach seinem Tod 1715 in einem katastrophalen Zustand im Hinblick auf die Finanzwirtschaft hinterließ. Im Jahre 1716 beliefen sich die Staatsschulden auf über fünf Milliarden Livre, sodass ein Bankrott drohte. Durch eine Verbindung zum Herzog von Orleans, der sich um den kindlichen Nachfolger Ludwig XV kümmerte, wuchs der Einfluss von John Low in Frankreich. Hinzu kam, dass die Regierung sehr empfänglich für Ideen war, wie der Schuldenberg reduziert werden könnte.
Aufgrund seiner Erfahrungen im Finanzbereich durfte John Law im gleichen Jahr die erste Zentralbank in Frankreich gründen: die Banque Royal. Die Bank hatte das Recht verliehen bekommen, eigene Geldscheine herauszugeben. Kurze Zeit später rief er ebenso die Aktiengesellschaft Compagnie d’Occident ins Leben. Das führte dazu, dass Frankreich in äußerst kurzer Zeit faktisch schuldenfrei war und John Law deshalb als Finanzverwalter des Landes eingesetzt wurde.
So kam es zur Entstehung des Papiergeldes
Die Schuldenfreiheit und damit der Ausgleich der Staatsschulden der Krone in Frankreich wurde dadurch erreicht, dass nun von der Banque Royal Papiergeld ausgegeben werden durfte. Dabei handelte es sich praktisch um „Zettel“, die nach Auffassung von Law ähnlich gut wie Gold für Zwecke von Zahlungen in Anspruch genommen werden könnten. Gedeckt sein sollten diese „Zettel“, das Papiergeld, durch den Grund und Boden des Landes.
In der Praxis wurde das Papiergeld jedoch dann ohne Abdeckung ausgegeben, also auf Kreditbasis. Schnell wurden die Zettel zum staatlichen Papiergeld. Aufgrund des Geldmangels im Land führte dieses Papiergeld anschließend zu einem Aufblühen des Handels und somit der Wirtschaft. Allerdings wurde schnell viel mehr Geld „gedruckt“ und die mit den heutigen Banknoten vergleichbaren Zettel durch die Banque Royal ausgegeben, als John Los wusste und vorsah.
Gründung der „Mississippi Compagnie“ als Handelsgesellschaft auf Aktien
Neben der Einführung des Papiergeldes war es ein weiterer Meilenstein für die kommende Entwicklung, dass John Law die sogenannte „Mississippi Compagnie“ gründete. Zweck der AG war die Kolonisierung der Staaten am Mississippi. Die zwei Komponenten der Ausgabe des Papiergeldes zum einen und der Aktienboom zum anderen führten zu einem enormen Anstieg der Wirtschaft. Der Run auf die Aktien wurde in erster Linie dadurch verursacht, dass man in Louisiana umfangreiche Goldvorkommen vermutete, die dann der Mississippi Compagnie gehört hätten.
Weitere Entwicklung bis zum Crash
Das nahezu ungebremste „Drucken“ des Papiergeldes führte schnell zu einem enormen Wachstum der Geldmenge und in der Folge zu erheblichen Preissteigerungen. Nachdem immer mehr Bürger jedoch ihr Papiergeld einlösen wollten, konnte die Bank diesem Wunsch aufgrund der enormen Menge nicht nachkommen. Deshalb hatte John Law die Idee, den Wert von Gold nach Bedarf der Bank zu verändern. In dem Fall wurde eine Ablieferung des Goldes angeordnet. Dieser Plan führte jedoch nicht zum Erfolg. Mit der Mississippi Compagnie lief es zunächst sehr gut weiter. Das Unternehmen erzielte Gewinne, an denen sich die Menschen durch den Kauf der Aktien beteiligen wollten. Der Kurs der Mississippi Aktien ging weiter in die Höhe, binnen weniger Jahre von 500 auf über 17.000 Livres.
Zudem verstand es John Law geschickt, eine künstliche Steigerung der Nachfrage nach den Aktien herbeizuführen. Das führte zu einem enorm hohen Kurs der Wertpapiere. Es war sogar erlaubt, Schuldscheine gegen die Aktien der Gesellschaft umzutauschen. Die Ursache für den nun folgenden Absturz des Aktienkurses war, dass immer mehr Anleger ihre Aktien zu dem damals äußerst attraktiven Kurs mit Gewinn veräußern wollten. Die Einnahmen sollten sowohl in Immobilien als auch andere Wertsachen fließen, was zu einem Preisrückgang bei den Wertpapieren führte.
Der Stein kam ins Rollen und immer mehr Menschen verloren das Vertrauen in die Aktiengesellschaft – und in das Papiergeld ohnehin. Immerhin hatten sich die Preise im Durchschnitt verzwanzigfacht und das Leben wurde für die meisten Bürger unleistbar. Das Papiergeld führte Frankreich damit in die Hyperinflation. Hinzu kam, dass immer mehr Bürger ihre Zertifikate wieder in Gold tauschen wollten. Zudem wurde bekannt, dass es das in Louisiana erhoffte Gold nicht gab. Diese Ereignisse führten schließlich zum Platzen der sogenannten Spekulationsblase und der Aktienkurs der Mississippi Compagnie brach ein. John Law wurde dafür verantwortlich gemacht und musste auf dem schnellsten Wege im Dezember 1720 aus Frankreich fliehen.
So schützen Sie sich vor der Inflation
Grundlagen für das heutige Papiergeld und Lehren aus der Historie
Auch wenn John Law mit seinen umgesetzten Ideen letztendlich scheiterte, so handelte es sich dennoch um wichtige Grundlagen für folgende Teile unseres heutigen Finanzsystems:
Auf der anderen Seite zeigt die Geschichte von John Law, dass es fatal ist, übermäßige Risiken einzugehen und die wirtschaftlichen Zusammenhänge falsch zu interpretieren. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass Wirtschaftswachstum und Reichtum eines Landes nicht mit immer mehr Geld bzw. Banknoten zu erreichen sind, sondern die Produktivität muss die Grundlage sein. Wenn es also einem Staat und damit den Bürgern schlecht geht, ist nicht der Mangel an Geld die Ursache, sondern schlechtes Wirtschaften.
Unter anderem Edelmetalle wie Gold finden sich nahezu immer dort, wo es eine höhere Produktivität gibt. Zudem zeigte sich, dass das System Papiergeld und Banknoten schnell scheitern kann, sobald die Geldmenge zu hoch ist und/oder die Bürger das Vertrauen verlieren. Nachdem Papiergeld über viele Jahrzehnte hinweg in der Vergangenheit mit Gold hinterlegt wurde, was als Goldstandard bekannt ist, ist das heute nicht mehr der Fall. Das reine Papiergeld setzte sich durch und ist nach wie vor von seiner Idee her auf den schottischen Spieler, den Ökonom, das Finanzgenie und den dennoch gescheiterten John Law zurückzuführen.