Autozulieferer Hella unter massivem Druck: Sparprogramm und Marktverlagerung nach Asien und Amerika
Die Stimmung beim Autozulieferer Forvia Hella in Lippstadt ist düster. Der Umsatz des Licht- und Elektronikherstellers bleibt in diesem Jahr weit hinter den Erwartungen zurück. Das Unternehmen rechnet mit bis zu 600 Millionen Euro weniger Umsatz weltweit. „Wir befinden uns bereits seit Beginn des Geschäftsjahres in einem sehr anspruchsvollen Branchenumfeld. Vor allem seit Mitte des Jahres verschlechtern sich jedoch die Rahmenbedingungen weitaus stärker als erwartet“, erklärt Bernard Schäferbarthold, Vorsitzender der Geschäftsführung von Forvia Hella.
Umsatzeinbruch und Sparmaßnahmen
Statt der ursprünglich erwarteten 8,6 Milliarden Euro Umsatz könnte Hella in diesem Jahr sogar unter 8 Milliarden Euro bleiben. Schäferbarthold betont, dass die Belastungen auf die Geschäftsentwicklung weiter zunehmen werden. Dies bedeutet, dass das Sparprogramm in Europa schneller und gegebenenfalls drastischer umgesetzt werden muss. Das Prestigeprojekt „Cells“, ein modernes Hauptquartier für den Stammsitz in Lippstadt, liegt auf Eis. Der Bau, der einen dreistelligen Millionenbetrag kosten sollte, ist derzeit nicht darstellbar.
Hohe Bau- und Zinskosten
Die Realisierung des Projekts wird durch hohe Bau- und Zinskosten sowie durch Risikoaufschläge bei Krediten für Investitionen in der Autobranche erschwert. „Das Geld, das wir für den Neubau von Cells aufbringen müssten, würde uns daher an anderer Stelle fehlen. Angesichts der tiefgreifenden Transformation der Branche und der Geschwindigkeit, mit der sich diese vollzieht, können wir uns das aktuell nicht leisten“, so ein Unternehmenssprecher.
Fokus auf Asien und Amerika
Hella plant nun, seine Geschäftsaktivitäten in den amerikanischen und asiatischen Märkten konsequent auszubauen und die Kostenstrukturen insgesamt zu verbessern. „Um die derzeitigen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen, werden wir zum einen unsere Geschäftsaktivitäten in den amerikanischen und asiatischen Märkten konsequent ausbauen. Zum anderen werden wir unsere Kostenstrukturen insgesamt weiter verbessern und das im Februar dieses Jahres eingeleitete Wettbewerbsprogramm für Europa beschleunigen“, kündigt Schäferbarthold an.
Schwaches Chinageschäft und stagnierender Markt für E-Autos
Die Krise auf dem weltweiten Automarkt, die Hella bislang weniger stark betraf als andere Mitbewerber, hat sich verschärft. Insbesondere der schwächelnde Markt für Elektroautos und die negative Entwicklung in China wirken sich negativ aus. Hella erwartet nun für das laufende Jahr einen Umsatz zwischen 7,9 und 8,1 Milliarden Euro. Geplant waren ursprünglich 8,1 bis 8,6 Milliarden Euro.
Aktienkurs unter Druck
Die jüngsten Unternehmensnachrichten haben sich auch negativ auf den Aktienkurs ausgewirkt. Nachdem die Hella-Aktie zuletzt deutlich über der 90-Euro-Marke lag und ein Allzeit-Rekordniveau erreichte, fiel der Kurs am Freitagmittag auf knapp 89 Euro.
Die Entwicklungen bei Hella sind ein weiteres Beispiel für die tiefgreifenden Herausforderungen, denen sich die deutsche Automobilbranche stellen muss. Die Verlagerung des Fokus auf Märkte in Asien und Amerika könnte langfristig den Weg aus der Krise weisen, doch kurzfristig bleibt die Lage angespannt.
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