Bafin fordert Versicherer zu mehr Risikobewusstsein auf – Signa-Fall als Weckruf
Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde Bafin zeigt sich überrascht über das Ausmaß des Engagements deutscher Versicherer in der insolventen Signa-Gruppe und mahnt zu einem wachsameren Risikomanagement. Dieses Thema wurde von der Exekutivdirektorin der Bafin, Julia Wiens, auf einer Veranstaltung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin angesprochen und sorgt für ernsthafte Diskussionen in der Branche.
Vertrauensseligkeit gegenüber Asset-Managern ein Risiko
Die Bafin-Exekutivdirektorin Wiens, die zuvor jahrzehntelang in der Versicherungswirtschaft tätig war, betonte, dass Versicherer nicht "blind den Asset-Managern vertrauen" dürften. Gleichzeitig gab sie zu verstehen, dass selbst bei einem Totalausfall der Investments in die Signa-Gruppe die Risikotragfähigkeit der Unternehmen nicht gefährdet scheint. Dennoch ist ein Umdenken in der Branche gefordert.
Deutsche Versicherer mit Milliarden im Feuer
Nach Schätzungen haben deutsche Versicherer mehrere Milliarden Euro in der Signa-Gruppe investiert, wobei einige dieser Investments gut abgesichert sein sollen. Die Problematik der Gewerbeimmobilien, insbesondere in den USA, wo der Büroimmobilienmarkt unter Druck steht, wirft zusätzliche Fragen auf. Dies hat sich bereits in den Bilanzen von Unternehmen wie der Aareal Bank oder der PBB niedergeschlagen.
Lebensversicherungen unter der Lupe
Wiens kündigte an, dass die Bafin auch die Lebensversicherungsprodukte genauer unter die Lupe nehmen wird. Die stichprobenartige Untersuchung des Neugeschäfts im Jahr 2022 hat gezeigt, dass hohe Kosten bei einigen Produkten die jährliche Rendite der Versicherten erheblich schmälern können. Wiens warnte vor "Exzessen bei Provisionen" und machte deutlich, dass der Kundennutzen im Fokus der Aufsicht stehen wird.
Kritik an der Risikopolitik deutscher Versicherer
Die Vorgehensweise deutscher Versicherer im Umgang mit Risiken muss hinterfragt werden. Die aktuelle Situation zeigt, dass eine zu enge Bindung an die Empfehlungen von Asset-Managern zu einer Gefährdung der eigenen Risikoposition führen kann. Die Bafin macht deutlich, dass die Versicherer hier in der Verantwortung stehen, ihre Risikomanagement-Strategien zu überdenken und zu stärken.
Die Rolle der Bafin in der Risikoprävention
Die Bafin sieht sich in der Rolle, die Versicherer zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Investitionen anzuhalten und wird entsprechende Befragungen zu Gewerbeimmobilien durchführen. Die Behörde zeigt sich entschlossen, die finanzielle Stabilität der Versicherungsbranche sicherzustellen und die Interessen der Versicherten zu schützen.
Fazit: Ein Weckruf für mehr Risikobewusstsein
Die Ereignisse rund um die Signa-Gruppe dienen als Weckruf für die Versicherungsbranche. Es wird deutlich, dass ein proaktives und kritisches Risikomanagement unerlässlich ist, um die Interessen der Versicherten und die Stabilität des Finanzsystems zu wahren. Die Bafin unterstreicht ihre Rolle als wachsames Auge über den Finanzmarkt und zeigt sich bereit, regulierend einzugreifen, wo es notwendig ist.
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