China: 6 Billionen Yuan Schulden zur Stärkung der Wirtschaft
China plant, über die nächsten drei Jahre spezielle langlaufende Staatsanleihen im Wert von insgesamt 6 Billionen Yuan (ca. 780 Milliarden Euro) auszugeben, um lokale Regierungen zu unterstützen und deren außerbilanzielle Schulden abzubauen. Diese Maßnahme, eine der bisher größten Anstrengungen der chinesischen Zentralregierung, soll die fiskalische Stabilität fördern und das Wirtschaftswachstum ankurbeln.
Historische Parallelen und aktuelle Herausforderungen
Bereits zwischen 2015 und 2018 hatte China ähnliche Anleihen im Umfang von fünf Billionen Yuan (etwa 647 Milliarden Euro) ausgegeben. Es wird jedoch angenommen, dass diesmal die Anleihen schneller ausgegeben werden könnten, um einen unmittelbareren Effekt zu erzielen. Dadurch hofft die Regierung, die Wirtschaft in einer Zeit zu stärken, in der das Wachstum unter Druck steht.
Diese Bonds werden voraussichtlich Laufzeiten von 20, 30 oder sogar 50 Jahren haben und sollen nicht im Haushalt als Defizit ausgewiesen werden. Dies ermöglicht der Regierung eine flexible Handhabung der fiskalischen Hebelwirkung.
Zusätzliche Maßnahmen zur Schuldenentlastung
Zusätzlich zu diesen neuen Anleihen hat das Finanzministerium bereits weitere Entlastungen für lokale Regierungen angekündigt: zwei Billionen Yuan (ca. 260 Milliarden Euro) zur Schuldenentlastung in diesem Jahr und 1 Billion Yuan (ca. 130 Milliarden Euro) zur Rekapitalisierung großer Banken. Diese Maßnahmen sind jedoch von der aktuellen Ankündigung separat zu betrachten.
Reaktionen der Märkte
Die Inlandsmärkte in China reagierten zunächst positiv auf die Pressekonferenz des Finanzministers, was auf eine Zuversicht in den Plan der Regierung hinweist. Der Shenzhen SZSE Composite Index stieg am Montag um 3% und der Shanghai SSE Composite Index um 2%. Dagegen blieben die Offshore-Märkte zurückhaltend, wobei der Hang Seng Index um 0,75% und der Hang Seng Tech Index um 1,43 % nachgaben. Diese Divergenz zeigt, dass ausländische Investoren weiterhin skeptisch hinsichtlich der fiskalischen Stabilität Chinas sind.
Expertenmeinungen und langfristige Risiken
Yi Wang, Leiter der quantitativen Investitionen bei CSOP Asset Management Ltd., kommentierte die Lage folgendermaßen: „Der Markt ringt mit den Erwartungen an weitere Konjunkturmaßnahmen und den wirtschaftlichen Realitäten. Investoren möchten eine schnelle Umsetzung der Stimulusmaßnahmen in bessere Unternehmensgewinne und bessere Makrodaten sehen, sei es bei der Inflation, der Beschäftigung oder den Schulden der lokalen Regierungen. Aber es gibt eine zeitliche Lücke zwischen diesen Erwartungen und der wirtschaftlichen Realität.“
Während China in der Finanzkrise von 2008 erfolgreich mit einer großangelegten staatlichen Intervention das Feuer löschte, in dem es Wasser in Form von langfristigen Anleihen ausgab, scheint die jetzige Politik einer Überflutung gleichzukommen, in dem es immer mehr Wasser nachfließen lässt. Die kontinuierliche Injektion von finanziellen Mitteln verschärft langfristig die strukturellen Probleme, die ursprünglich durch ähnliche Maßnahmen erst entstanden sind, anstatt sie zu lösen. Peking greift auf das gleiche Drehbuch zurück, das einst wirkte – riskiert jedoch, mit den aktuellen Anleihen noch tiefere Ungleichgewichte zu schaffen.
Es bleibt abzuwarten, ob die chinesische Regierung mit diesen Maßnahmen die gewünschte Stabilität und wirtschaftliche Belebung erreichen kann oder ob sie langfristig die bestehenden Probleme weiter verschärfen wird.
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