Commerzbank in der Übernahmeschlacht: Unicredit auf dem Vormarsch
Die Übernahmegefahr für die Commerzbank durch die italienische Großbank Unicredit wird immer akuter. Nachdem Unicredit vor einem Monat überraschend neun Prozent der Commerzbank-Aktien erworben hat, versucht die Führung in Frankfurt verzweifelt, die Kontrolle zurückzugewinnen. Doch die Optionen sind begrenzt, und der Ball liegt klar bei Unicredit-Chef Andrea Orcel.
Führungswechsel und strategische Unklarheiten
Der kürzliche Abgang von Vorstandschef Manfred Knof hat die Commerzbank in eine schwierige Lage gebracht. Bettina Orlopp, die neue Vorstandschefin, steht vor der Herausforderung, die Selbstständigkeit der Bank zu sichern. Doch bisher scheint es, als sei es dem Führungsteam nicht gelungen, die Taktik und Motive von Orcel zu durchschauen. Der erfahrene Investmentbanker hat sich heimlich einen bedeutenden Anteil an der Commerzbank gesichert und könnte seine Beteiligung auf bis zu 21 Prozent erhöhen, sollte die Europäische Zentralbank (EZB) ihm die Genehmigung erteilen.
Wirtschaftliche Bedenken und politische Reaktionen
Die Aussicht auf eine Übernahme durch Unicredit stößt in Frankfurt auf erheblichen Widerstand. Es wird befürchtet, dass ein Zusammenschluss zu erheblichen Ertragsverlusten führen könnte, insbesondere aufgrund der Überschneidungen zwischen der deutschen Unicredit-Tochter HypoVereinsbank und der Commerzbank. Ein Insider schätzt die möglichen Einbußen auf bis zu 2,5 Milliarden Euro. Diese müssten durch harte Sparmaßnahmen ausgeglichen werden, was die Bank vor weitere Herausforderungen stellen würde.
Auch die Integration der IT-Systeme beider Banken wird als komplex und kostspielig angesehen. Trotz dieser Hindernisse sieht Orcel offenbar keine grundsätzlichen Probleme, die gegen eine Übernahme sprechen. Die politischen Reaktionen sind ebenfalls bemerkenswert. Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) hat die Commerzbank als „Flaggschiff“ gelobt und angekündigt, ein „Finanzplatzkabinett“ einzurichten, um Frankfurt als Finanzstandort zu stärken.
Strategien zur Wertsteigerung
Die Commerzbank setzt nun auf eine Strategie der Wertsteigerung, um die Übernahme durch Unicredit unattraktiv zu machen. Mit überzeugenden Ergebnissen und ehrgeizigen Ankündigungen soll der Aktienkurs derart in die Höhe getrieben werden, dass sich Orcel die Übernahme nicht mehr leisten kann. Seit dem Einstieg der Italiener hat der Commerzbank-Kurs bereits um fast 30 Prozent zugelegt.
Auf Hilfsmaßnahmen der Politik will man in der Bank nicht setzen. Es gilt als ausreichend, dass der Bund seine verbliebene Beteiligung in Höhe von zwölf Prozent vorerst nicht verkaufen will. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Strategie der Wertsteigerung erfolgreich sein wird und ob die Commerzbank ihre Unabhängigkeit bewahren kann.
Die Lage bleibt angespannt, und die nächsten Schritte von Unicredit werden mit Spannung erwartet. Eines ist sicher: Die Übernahmeschlacht um die Commerzbank ist noch lange nicht entschieden.
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