Energiewende im Eiltempo: Hamburger Kraftwerk Moorburg gesprengt - Kritiker warnen vor fatalen Folgen
In einer spektakulären Aktion wurden am vergangenen Sonntag die Schornsteine des Hamburger Kohlekraftwerks Moorburg gesprengt. Ein modernes Kraftwerk, das erst 2015 für 3,5 Milliarden Euro in Betrieb genommen wurde, musste damit endgültig weichen. Die Sprengung markiert einen weiteren drastischen Schritt in der deutschen Energiewende - mit möglicherweise weitreichenden Konsequenzen für die Versorgungssicherheit.
Modernste Technik wird geopfert
Das Kraftwerk Moorburg galt als eines der effizientesten und saubersten Kohlekraftwerke weltweit. Mit einer Leistung von 1.654 Megawatt versorgte es weite Teile Norddeutschlands zuverlässig mit Strom. Ursprünglich war der Betrieb bis mindestens 2038 geplant. Doch bereits Ende 2020 stimmte die Bundesnetzagentur der vorzeitigen Stilllegung zu.
Fragwürdige Nachnutzungspläne
Auf dem Gelände soll nun eine Wasserstoff-Elektrolyseanlage mit lediglich 100 Megawatt Leistung entstehen. Experten sehen dieses Vorhaben äußerst kritisch. Der Stahlkonzern ArcelorMittal erklärte bereits öffentlich, dass "grüner Wasserstoff" international nicht wettbewerbsfähig sei. Die Produktionskosten in Europa liegen bei sechs bis sieben Euro pro Kilogramm - ein Vielfaches dessen, was für einen wirtschaftlichen Betrieb notwendig wäre.
"Wir werden es nicht nutzen können, weil wir uns damit völlig aus dem Markt katapultieren würden", warnt Geert van Poelvoorde, Chef der europäischen ArcelorMittal-Operationen.
Kritische Stimmen werden lauter
Während Hamburgs grüner Umweltminister Jens Kerstan von einem "bedeutenden Tag für Hamburg" spricht, wächst die Kritik an der überhasteten Demontage funktionierender Infrastruktur. Besonders problematisch erscheint der Zeitpunkt: Deutschland befindet sich in einer angespannten energiewirtschaftlichen Situation, geprägt von stark gestiegenen Strompreisen und zunehmenden Versorgungsengpässen.
Risiken für den Industriestandort
- Massive Reduzierung der grundlastfähigen Stromproduktion
- Steigende Abhängigkeit von Stromimporten
- Gefährdung der Versorgungssicherheit
- Weitere Kostensteigerungen für Verbraucher und Industrie
Die Hamburger Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) verweist auf eine geplante "Importstrategie" - ein Konzept, das angesichts der aktuellen geopolitischen Lage durchaus riskant erscheint. Kritiker sehen in der vorschnellen Sprengung des Kraftwerks einen ideologisch motivierten Schnellschuss, der die ohnehin angespannte Situation auf dem deutschen Energiemarkt weiter verschärfen könnte.
Die kommenden Winter werden zeigen, ob die deutsche Energiewende tatsächlich eine tragfähige Strategie ist - oder ob das Land mit der überhasteten Abschaltung modernster Kraftwerke seinen wirtschaftlichen Wohlstand aufs Spiel setzt.