EU-Kommission nimmt chinesischen Online-Händler Temu ins Visier
Die Europäische Kommission hat ein formales Verfahren gegen den chinesischen Online-Marktplatz Temu eingeleitet. Die Brüsseler Behörde verdächtigt die Plattform, gegen EU-Recht zu verstoßen und nicht ausreichend gegen den Verkauf illegaler Produkte vorzugehen. Außerdem soll die potenziell süchtig machende Gestaltung der App untersucht werden.
Verdacht auf illegale Produkte und süchtig machende Gestaltung
Die EU-Kommission wirft Temu vor, nicht genug gegen den Verkauf illegaler Produkte zu unternehmen. Es sei bekannt, dass bestimmte unseriöse Händler nach einer Sperrung wieder auf der Plattform auftauchen würden. Darüber hinaus bestehe das Risiko, dass die Plattform durch Belohnungsprogramme süchtig mache, was negative Folgen für das körperliche und geistige Wohlbefinden der Nutzer haben könne.
Die Kommission hat bereits eine Voruntersuchung durchgeführt und detaillierte Informationen von Temu über die Maßnahmen verlangt, mit denen ein Wiederauftauchen von Händlern verhindert werden soll, die illegale Produkte auf ihrem Online-Marktplatz verkaufen. Jetzt sollen weitere Beweise gesammelt werden, etwa durch Befragungen.
Brüssel geht auch gegen andere Plattformen vor
Die Brüsseler Behörde hat in der Vergangenheit bereits ähnliche Verfahren gegen andere große Online-Plattformen wie X (früher Twitter), Tiktok und AliExpress eröffnet. Diese Plattformen sind durch das neue EU-Gesetz über digitale Dienste (DSA) verpflichtet, strikt gegen illegale Inhalte im Netz vorzugehen. Die EU-Kommission will sicherstellen, dass alle großen Online-Händler sich an diese Vorschriften halten.
Temu in Deutschland sehr beliebt
Temu hat sich in Deutschland innerhalb von anderthalb Jahren zu einem der größten Onlinehändler entwickelt. Laut einer Untersuchung der Consumer Panel Services GfK, die zum Meinungsforschungsinstitut YouGov gehört, landete das Shoppingportal gemessen an der Anzahl der Bestellungen im ersten Halbjahr 2024 auf dem sechsten Platz der Top-Onlinehändler. Trotz dieser Beliebtheit gibt es Kritik von Handelsvertretern, Politikern und Verbraucherschützern bezüglich der Produktqualität, unfairer Wettbewerbsbedingungen und mangelnder Kontrollen. Temu weist diese Vorwürfe jedoch zurück.
Wirtschaftliche Spannungen zwischen EU und China
Das Verfahren gegen Temu findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem die wirtschaftlichen Spannungen zwischen der EU und China zunehmen. Seit kurzem gelten EU-Zusatzzölle auf aus China importierte Elektroautos. Vor dem Beschluss der EU-Kommission hatte eine ausreichend große Mehrheit der EU-Staaten für die Strafzölle gestimmt, während Deutschland aus Sorge vor einem neuen großen Handelskonflikt und möglichen Vergeltungsmaßnahmen gegen deutsche Hersteller gegen die Maßnahme votierte.
Diese Entwicklungen zeigen einmal mehr die Komplexität der Handelsbeziehungen zwischen der EU und China und verdeutlichen die Herausforderungen, denen sich europäische Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen gegenübersehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickeln wird und welche Maßnahmen die EU-Kommission in Zukunft ergreifen wird, um die Rechte der Verbraucher zu schützen und faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.
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