Europäischer Gaspreis erreicht neues Jahreshoch – Drohen erneut Rekordwerte?
Die geopolitischen Spannungen haben erhebliche Auswirkungen auf den Gaspreis. An der Börse wurde ein neuer Höchststand notiert. Müssen sich Verbraucher Sorgen machen?
Gaspreise auf Jahreshoch – Geopolitik treibt die Kosten
Angesichts bestehender und drohender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten klettert der Preis für Erdgas auf einen neuen Höchststand in diesem Jahr. An der Börse in Amsterdam stieg der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat um mehr als 5,7 Prozent auf 38,78 Euro je Megawattstunde (MWh), wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Energiekrise: Ukraine-Krieg beherrscht Gaslage in Europa
Mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges im Februar 2022 explodierten die Gaspreise und erreichten im August einen Rekordwert von über 300 Euro je Megawattstunde. Die Preise konnten sich nach und nach wieder erholen. Die Bundesregierung versuchte mit Entlastungsmaßnahmen, den steigenden Preisen entgegenzuwirken. So sollten im März 2023 eingeführte Preisbremsen Verbraucher entlasten. Zudem wurden Bundesbürgern Abschläge für Dezember 2022 erlassen und gutgeschrieben. Weiterhin wurde die Umsatzsteuer für Gas von 19 Prozent auf sieben Prozent gesenkt; diese Maßnahme wurde Ende März 2024 beendet.
Ein milder Winter und die schwache europäische Konjunktur, die die Nachfrage nach Gas ausbremste, drückten die Preise vorübergehend. Im Februar erreichten sie einen neuen Tiefststand von bis zu 22,31 Euro. Das russische Gas soll durch Importe aus den USA erfolgreich ersetzt worden sein. Der Anteil des russischen Gases fiel demnach Ende 2022 von zuvor 40 Prozent auf zehn Prozent. Mittlerweile allerdings soll erstmals seit Kriegsbeginn wieder mehr Gas aus Russland die europäischen Haushalte erreichen, wie das Beratungsunternehmen ICIS berichtet.
Geopolitische Spannungen: Nahostkonflikt verunsichert Anleger auf dem Gasmarkt
Die Ukraine kämpft bereits seit mehr als zwei Jahren gegen den Angriff aus Russland. Auch wenn die Energiepreise sich mittlerweile stabilisiert haben, zeigen Bewegungen aus dem Kriegsgebiet noch immer Auswirkungen auf die Energielage in Europa. So führt der jüngste Vorstoß der Ukraine ins russische Gebiet Kursk nach Angaben von Analysten zu einem neuen Anstieg. Die Kämpfe finden demnach in der Nähe von Sudza statt, einem wichtigen Einspeisepunkt für Erdgas, das über eine ukrainische Pipeline in den Westen Europas gelangt. Der Gazprom-Konzern geht derzeit noch von normalen Gaslieferungen aus, so die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Die Sorge vor einem Mehrfrontenkrieg in Israel sei demnach ein weiterer belastender Faktor. Wie es im Bericht heißt, hätten Anleger Angst vor möglichen Konsequenzen einer Eskalation auf die Gaslieferungen aus der Region. Betroffen von einer Ausweitung wäre aber vor allem das global gehandelte Flüssiggas. Bis 2022 war Katar der weltgrößte Flüssiggas-Exporteur. „Der LNG-Markt ist sehr eng. Die Sorge am Markt ist, dass der Konflikt sich im Nahen Osten ausweitet, ähnlich wie wir es während der Ölkrise vor 50 Jahren gesehen haben“, so Commerzbank-Analystin Nguyen zum Nahostkonflikt.
Aktuelle Gaspreisentwicklung: Verbraucher können beim Wechsel sparen
Die Zahl der Gaspreiserhöhungen soll laut Daten der Vergleichsportale Verivox und Check24 bei 396 Gasanbietern rückläufig sein. Für 2024 wollen diese ihre Preise um durchschnittlich 15 Prozent für 19 Millionen Haushalte senken. Verbraucher können beim Tarifwechsel auf erhebliche Einsparungen hoffen. Die Gaspreise für Haushaltskunden sind seit Jahresbeginn bereits um 35 Prozent gesunken und liegen bei 9,8 Cent pro Kilowattstunde. Bei Neukunden fiel der Preis sogar auf 7,6 Cent pro Kilowattstunde. Das Sparpotenzial liege demnach bei einem Wechsel im Schnitt bei 29 Prozent.
Mit Material der dpa