Europas Automobilindustrie im Krisenmodus: Absatzeinbruch nach zwei Jahren
Die europäische Automobilindustrie befindet sich in einer ernsthaften Krise. Nach einem zweijährigen Aufwärtstrend sind die Verkaufszahlen nun deutlich rückläufig. Dies trifft sowohl etablierte Marken wie Volkswagen, Mercedes und BMW als auch Luxusmarken wie Aston Martin. Alle diese Hersteller haben ihre finanziellen Prognosen aufgrund der sich verschlechternden Marktbedingungen nach unten korrigiert.
Verkaufszahlen brechen ein
Ein kürzlich geleaktes Memo eines hochrangigen Stellantis-Managers verdeutlicht die wachsenden Sorgen über den sich vertiefenden Abschwung in der Automobilbranche. Aktuelle Daten von Bloomberg und der Europäischen Automobilherstellervereinigung (ACEA) zeigen, dass die Neuzulassungen von Autos in Europa im September um 4,2% im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind, auf insgesamt 1,12 Millionen Einheiten. Dies ist der zweite Monat in Folge mit rückläufigen Verkaufszahlen seit dem Sommer 2022.
Elektrofahrzeuge im Fokus
Obwohl der Absatz von Elektrofahrzeugen (EVs) im September wieder anstieg, konnte dies die Schwäche bei den Verbrennungsmotoren nicht ausgleichen. Constantin Gall, Managing Partner bei EY für die westeuropäischen Märkte, schrieb in einer Mitteilung an seine Kunden, dass der europäische Automarkt „im Krisenmodus bleibt“ und fügte hinzu: „Es gibt keinen positiven Impuls bis zum Jahresende – die Wirtschaft schwächt sich ab, die erheblichen geopolitischen Spannungen lassen nicht nach und verursachen Unsicherheit bei privaten und gewerblichen Kunden.“
Die europäischen Verbraucher zeigen sich zunehmend zurückhaltend gegenüber teuren Elektrofahrzeugen und wenden sich stattdessen erschwinglicheren Modellen zu. Trotz der Rückgänge in der Nachfrage nach vollelektrischen Autos nach dem Wegfall staatlicher Subventionen im letzten Jahr, stiegen die EV-Lieferungen im September um 24% im Vereinigten Königreich, wo die Autohersteller stark rabattieren, um den Null-Emissions-Fahrzeug-Verkaufsmandaten der Regierung zu entsprechen. In Deutschland, wo die Regierung über neue Anreize diskutiert, stiegen die EV-Verkäufe um 8,7%.
Stellantis verzeichnet größten Rückgang
Besonders hart getroffen wurde Stellantis, das im September den stärksten Rückgang bei den Neuwagenverkäufen verzeichnete – etwa 26%. Dies zeigt, wie tiefgreifend die Krise in der Automobilindustrie ist.
Marktindizes unter Druck
Der MSCI Europe Automobiles and Components Index hat in den letzten zehn Jahren vier Versuche unternommen, neue Allzeithochs zu erreichen, den ersten im März 2015, und ist seitdem dreimal gescheitert, zuletzt im April. Im laufenden Jahr ist der Index um etwa 10% gefallen. Der MSCI World Automobiles Index zeigt ebenfalls, dass globale Autohersteller unter Druck stehen.
Herausforderungen bis 2025
Auf dem Weg ins Jahr 2025 werden Autohersteller weiterhin mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert sein. Die Zinssätze bleiben hoch, und die Fahrzeugpreise sind ebenfalls gestiegen, was zu einer der schlimmsten Bezahlbarkeitskrisen für Verbraucher seit einer Generation führt. Dieses Problem besteht auch in den USA fort.
Die europäische Automobilindustrie muss sich dringend auf die neuen Marktbedingungen einstellen und innovative Lösungen finden, um diese Krise zu bewältigen. Es bleibt abzuwarten, ob die Hersteller in der Lage sein werden, sich anzupassen und wieder auf Wachstumskurs zu kommen.
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