Friedrich Merz fordert mehr Respekt für Besserverdiener und warnt vor Wohlstandsverlust
CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ mehr Respekt für finanziellen Erfolg eingefordert und vor einem drohenden Wohlstandsverlust gewarnt. Merz betonte, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht nur akzeptiert, sondern auch gezeigt werden dürfe, solange dies nicht protzig geschehe. Dies könne andere Menschen ermutigen, ebenfalls erfolgreich zu sein.
Arbeitsmoral und Wohlstand
Besorgt zeigte sich Merz über die Einstellung vieler Menschen zur Arbeit. Wenn Arbeit nur als „unangenehme Unterbrechung unserer Freizeit“ gesehen werde, führe dies zu einem massiven Wohlstandsverlust. Er stellte die Frage, warum Deutschland mit mehr Erwerbstätigen nicht mehr leiste als früher. Merz betonte, dass er in seiner Zeit in der freien Wirtschaft hart gearbeitet habe und sich seine Erfolge verdient habe.
Mehr Arbeitsstunden für mehr Wohlstand?
Merz warf in dem Interview die Frage auf, ob die Bürger künftig mehr Arbeitsstunden leisten sollten. „Warum leisten wir heute eigentlich mit 45 Millionen Erwerbstätigen nicht mehr Arbeitsstunden als vor 30 Jahren? Da hatten wir sieben Millionen Erwerbstätige weniger.“ Arbeit könne ein Stück unserer Lebenserfüllung und Selbstverwirklichung sein, so Merz.
Vorbild USA
Als Vorbild für den Umgang mit Arbeit und Wohlstand nannte Merz die USA. Deutschland müsse ein Land sein, das Erfolg nicht diskreditiere, sondern als Beispiel nehme. In den USA werde wirtschaftlicher Erfolg geschätzt und nicht verurteilt. Diese Mentalität müsse auch in Deutschland stärker verankert werden.
Rückkehr in die Politik
Merz, der sich 2009 für mehrere Jahre aus der Politik zurückgezogen hatte, machte in der Wirtschaft unter anderem als Aufsichtsratschef der deutschen Abteilung der Fondsgesellschaft Blackrock ein Vermögen. Sein Jahreseinkommen gab er 2018 mit etwa einer Million Euro an. Seinen Posten bei Blackrock und weitere Beraterposten in der Wirtschaft legte Merz 2020 nieder, um sich wieder der Politik zu widmen.
Fit für das Kanzleramt
Die Führungsgremien von CDU und CSU haben Merz am 16. September zum Kanzlerkandidaten gekürt. Trotz seines Alters von 68 Jahren betonte Merz, dass er fit genug für das Amt sei. Er verwies darauf, dass sein Vater inzwischen hundert Jahre alt sei und seine Mutter 96. Die nächste Bundestagswahl am 28. September 2025 findet sechs Wochen vor Merz' 70. Geburtstag statt. Sollte er gewählt werden, wäre er der älteste Bundeskanzler seit Konrad Adenauer.
Merz' Forderungen und Ansichten werfen ein kritisches Licht auf die aktuelle Arbeitsmoral und die gesellschaftliche Einstellung zu wirtschaftlichem Erfolg in Deutschland. Es bleibt abzuwarten, ob seine Ansätze in der Bevölkerung Anklang finden und welche Auswirkungen dies auf die kommende Bundestagswahl haben wird.
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