Hamburg rüstet auf: NATO könnte Hafen in Anspruch nehmen
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat auf einer Veranstaltung der örtlichen SPD-Fraktion angekündigt, dass die Stadt sich künftig intensiver auf Katastrophen- und Krisenfälle vorbereiten wird. Dies soll durch öffentliche Übungen sichtbar werden, bei denen die Bundeswehr, Behörden und Unternehmen gemeinsam agieren. „Die Menschen in Hamburg werden noch in diesem Jahr, die nächsten Jahre mitbekommen, dass wir aktiv für Katastrophen- und Krisenfälle üben und vorsorgen“, erklärte Tschentscher.
Öffentliche Katastrophenschutzübungen geplant
Die geplanten Übungen sollen nicht nur hinter verschlossenen Türen stattfinden, sondern auch öffentlich sichtbar werden. „Man werde hören und in der Zeitung lesen, dass es eine große Katastrophenschutzübung gegeben habe“, so Tschentscher weiter. Die Vorbereitungen umfassen umfassende Planungen mit der Bundeswehr und anderen relevanten Akteuren, um sicherzustellen, dass Hamburg im Ernstfall gut gerüstet ist.
Operationsplan Deutschland und die Rolle des Hamburger Hafens
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war der „Operationsplan Deutschland“, ein geheimes Dokument, das festlegt, wie im Spannungs- und Verteidigungsfall vorgegangen werden soll. In diesem Zusammenhang deutete Tschentscher an, dass die NATO möglicherweise den Hamburger Hafen in Anspruch nehmen müsse. Auch der Elbtunnel könnte für militärische Zwecke genutzt werden.
Hamburg als strategischer Knotenpunkt
Michael Gliss, Kommandeur des Landeskommandos Hamburg, erläuterte in einem Interview mit der WELT AM SONNTAG die strategische Bedeutung Hamburgs für die Bundeswehr und die NATO. Der größte deutsche Seehafen könnte im Verteidigungsfall eine Schlüsselrolle für den Aufmarsch von NATO-Truppen spielen. „Deutschland ist wegen seiner geografischen Lage in Europa der Platz, an dem der Aufmarsch stattfindet, das Land, durch das NATO-Verbände in Richtung Ostflanke durchmarschieren. Der größte deutsche Seehafen wird dabei natürlich eine gewisse Rolle spielen“, sagte Gliss.
Gemeinsame zivile und militärische Übungen
Um auf diesen möglichen Ernstfall vorbereitet zu sein, sind gemeinsame zivile und militärische Übungen geplant. Diese sollen sowohl im virtuellen Raum als auch öffentlich stattfinden. „Wir bringen unsere Heimatschutzkräfte zu Übungen zunehmend auch in den Hafen hinein. Dort geht es darum, maritime Infrastruktur zu sichern und zu bewachen“, so Gliss weiter.
Bremerhaven bleibt wichtigster Hafen, Hamburg als Ergänzung
Für die US-Armee und die NATO bleibt Bremerhaven der wichtigste deutsche Hafen für Truppenverlegungen. Dennoch sollen auch andere deutsche Seehäfen, darunter Hamburg, auf einen Verteidigungsfall vorbereitet werden. „Man bekommt große Gütermengen via Hamburg tief ins Inland hinein, um sie dann weiter nach Osten zu bringen“, erklärte Gliss. Die Lage des Hamburger Hafens erfordere jedoch einen besonders hohen Schutzaufwand, insbesondere mit Kapazitäten zur Luftverteidigung.
Abschließend betonte Gliss, dass Deutschland rechtzeitig entsprechende Mittel zur Luftverteidigung beschafft habe, wie beispielsweise das Arrows-3-System aus Israel. Diese Maßnahmen seien notwendig, um die Sicherheit und Funktionalität des Hamburger Hafens im Spannungsfall zu gewährleisten.