Industrieproduktion im Mai erfährt deutlichen Rückgang
Die deutsche Industrieproduktion hat im Mai einen unerwartet starken Rückgang verzeichnet. Laut dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden sank die Produktion im produzierenden Gewerbe preis-, saison- und kalenderbereinigt um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Dies stellt das größte Minus seit Ende 2022 dar und deutet auf eine anhaltende Schwäche der deutschen Konjunktur hin.
Einfluss auf die deutsche Wirtschaft
Die reine Industrieproduktion, ohne Berücksichtigung der Energieproduktion und des Baugewerbes, fiel sogar um 2,9 Prozent. Im April hatte die Produktion noch weitgehend stagniert, wobei die vorläufigen Angaben von minus 0,1 Prozent auf plus 0,1 Prozent korrigiert wurden. Besonders betroffen war die Automobilindustrie, die einen Rückgang von 5,2 Prozent verzeichnete, nachdem sie im Vormonat noch um 4,5 Prozent zugelegt hatte.
Weitere betroffene Sektoren
- Elektrische Ausrüstung: -7,2 %
- Maschinenbau: -5,9 %
- Pharma: -5,4 %
Einige Sektoren konnten jedoch Zuwächse verzeichnen:
- Getränkehersteller: +3,2 %
- Chemische Erzeugnisse: +2,4 %
- Nahrungs- und Futtermittel: +1,4 %
Verhaltene Industriekonjunktur
Das Bundeswirtschaftsministerium betonte, dass im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich die Industrieproduktion ein leichtes Plus von 0,4 Prozent aufweise. Dennoch deuten die anhaltenden Rückgänge bei den Auftragseingängen und die jüngste Eintrübung der Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe auf eine eher verhaltene Industriekonjunktur in den kommenden Monaten hin.
„Die Hoffnung auf eine Wende bei der Industriekonjunktur schon im Frühjahrsquartal hat sich damit zerschlagen“, sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK).
Dullien warnte zudem, dass ein erneutes Schrumpfen der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal denkbar sei. Die bisherigen Prognosen für das laufende und wohl auch das kommende Jahr könnten sich als zu optimistisch herausstellen.
Ursachen und Herausforderungen
Melanie Vogelbach von der Deutschen Industrie- und Handelskammer erklärte, dass eine schlechte Auftragslage auf ungünstige Rahmenbedingungen treffe. Personalengpässe, nach wie vor hohe Kosten, insbesondere für Energie, und bürokratische Hürden bremsen die Industrie aus. Der ING-Analyst Carsten Brzeski verwies auf die vielen Feiertage im Mai und betonte, dass es ein hervorragendes Ergebnis der Industrieproduktion im Juni von rund fünf Prozent Plus bräuchte, um ein negatives Quartal zu verhindern. Danach sehe es jedoch nicht aus.
Die deutsche Wirtschaft scheint wieder an Fahrt zu verlieren, und die erhoffte wirtschaftliche Erholung nach der Energiekrise rückt weiter in die Ferne. Diese Entwicklungen werfen erneut ein kritisches Licht auf die wirtschaftspolitischen Entscheidungen der Bundesregierung und die Rahmenbedingungen für die deutsche Industrie.