Japanisches NATO-Äquivalent stößt auf Widerstand in ASEAN-Staaten
Der neu gewählte japanische Premierminister Shigeru Ishiba plant, auf dem bevorstehenden ASEAN-Gipfel in Vientiane seine Idee einer asiatischen Version der NATO vorzustellen. Doch diese Initiative könnte sich als diplomatischer Fehltritt erweisen.
Sinkende Wirtschaftskraft Japans
Japan sieht sich derzeit wirtschaftlichen Herausforderungen gegenüber, die seine Verhandlungsposition gegenüber den ASEAN-Staaten schwächen. Trotz der historischen Bedeutung Japans als Handelspartner und Investor in der Region, hat die wirtschaftliche Bedeutung der ASEAN in den letzten Jahren zugenommen. Die ASEAN-Staaten haben nun eine stärkere Verhandlungsposition und könnten weniger geneigt sein, sich den geopolitischen Ambitionen Japans anzuschließen.
ASEAN als wirtschaftliches Zentrum
Die ASEAN ist nach China und Japan die drittgrößte Wirtschaftsmacht in Asien und weltweit die fünftgrößte Volkswirtschaft. Diese aufstrebende wirtschaftliche Machtstellung gibt den ASEAN-Staaten mehr Spielraum, ihre eigenen Interessen zu verfolgen, anstatt sich den geopolitischen Strategien westlicher Länder und ihrer Verbündeten zu unterwerfen.
Politische Unsicherheiten in Japan
Die innenpolitische Lage in Japan ist ebenfalls instabil. Am 27. Oktober stehen vorgezogene Neuwahlen an, und Ishibas Führungsfähigkeiten werden von der Öffentlichkeit und seiner eigenen Partei, der Liberaldemokratischen Partei (LDP), skeptisch betrachtet. Diese Unsicherheiten könnten die ASEAN-Staaten weiter davon abhalten, sich auf langfristige militärische Bündnisse mit Japan einzulassen.
Provokative Militärpläne
Ishibas Vorschlag einer asiatischen NATO, die darauf abzielt, eine Allianz gegen China zu schmieden, wird von den zehn ASEAN-Mitgliedern als provokativ wahrgenommen. Die Region bevorzugt Stabilität und wirtschaftliche Zusammenarbeit über militärische Konfrontation. Japan ist bereits Mitglied des informellen Militärbündnisses Quad und erwägt eine Mitgliedschaft im AUKUS-Pakt. Diese bestehenden Allianzen könnten bereits ausreichen, um Japans Sicherheitsinteressen zu wahren, ohne die Spannungen in der Region weiter zu verschärfen.
Handel statt Militär
Die ASEAN-Staaten benötigen Japan eher als verlässlichen Handels- und Wirtschaftspartner denn als militärischen Verbündeten. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und der ASEAN sind bereits stark, aber Japan hat derzeit kein Angebot, das für die ASEAN so attraktiv wäre, dass sie es nicht ablehnen könnte. Der Anteil Japans am Handel und an ausländischen Direktinvestitionen in der Region ist gesunken, während China, die USA und die EU bedeutendere Handelspartner geworden sind.
Historische Perspektive
Japan war bis 2010 die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, bevor es von China überholt wurde. Heute rangiert es hinter den USA, China und Deutschland auf Platz vier. Diese historische Entwicklung zeigt, wie sich die globalen wirtschaftlichen Machtverhältnisse verschoben haben und wie wichtig es ist, dass Japan seine Rolle in der Region neu definiert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ishibas Idee einer asiatischen NATO in der aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Lage wenig Aussicht auf Erfolg hat. Die ASEAN wird sich voraussichtlich auf wirtschaftliche Zusammenarbeit konzentrieren und militärische Provokationen vermeiden, um die Stabilität in der Region zu wahren.