Moskau erhöht Gaspreise: Europa soll 23 Prozent mehr zahlen als China
In einer bemerkenswerten Wendung hat Moskau entschieden, die Gaspreise für Europa und die Türkei um 23 Prozent höher anzusetzen als für China. Diese Preisstrategie könnte weitreichende Konsequenzen für die europäische Energiepolitik haben und die Abhängigkeit von russischem Gas weiter verstärken.
Gazproms neue Preisstrategie
Nach dem Wegfall der Nord-Stream-Gaslieferungen bemüht sich Gazprom, die Verluste durch bessere Exporte über TurkStream nach Südosteuropa und vor allem über die Pipeline Kraft Sibiriens nach China zu kompensieren. Doch China kann oder will nicht genauso viel Gas abnehmen wie die EU früher, sodass der Bau der weiteren Gaspipeline Kraft Sibiriens 2 stockt. Parallel dazu steigt das russische Haushaltsdefizit wegen immer höherer Kriegskosten.
Preiserhöhung für China
Das russische Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung hat in einer neuen makroökonomischen Prognose höhere Preise für Pipeline-Gas für China festgelegt, um „das Funktionieren der Wirtschaft“ zu gewährleisten. Für das Jahr 2025 rechnet Moskau mit einem Durchschnittspreis von 261 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter Erdgas für China. Diese Preise sollen bis 2027 kontinuierlich sinken, aber immer noch höher ausfallen als ursprünglich geplant.
Europa zahlt mehr
Trotz dieser Preisanstiege zahlt China immer noch fast 18 Prozent weniger als die verbleibenden Gazprom-Kunden in Europa oder die Türkei. Der Gaspreis für Europa und die Türkei soll 2025 durchschnittlich bei 340 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter liegen und in den Jahren 2026 und 2027 bei 330 US-Dollar. Diese Preisgestaltung könnte als strategisches Druckmittel Moskaus gegen die EU interpretiert werden, um geopolitische Ziele zu erreichen.
Langfristige Verträge als Stabilitätsfaktor
Wie aus dem vertraulichen Papier des russischen Ministeriums zitiert wird, basiert der Preis für Gas, das über Kraft Sibiriens nach China oder über TurkStream nach Europa fließt, auf einer Verbindung zu den Preisen für Erdölprodukte. Langfristige Lieferverträge schützen diesen Preis vor noch stärkeren Schwankungen auf dem Gasmarkt.
Steigende Importe trotz Sanktionen
Obwohl die Importe der EU-Länder von russischem Pipeline-Gas im letzten Jahr stark gesunken sind, haben sie sich im ersten Halbjahr 2024 wieder leicht erhöht. Diese Entwicklung ist auf die ansteigenden Importe von Pipeline-Gas über TurkStream nach Südosteuropa sowie von russischem LNG nach Frankreich, Spanien oder Belgien zurückzuführen. Gazprom hat Länder wie Griechenland, Ungarn, die Slowakei oder selbst Österreich in puncto Gaskonsum bisher fest im Griff.
Diese neuen Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die geopolitischen Spannungen und die Abhängigkeit Europas von russischem Gas. Es bleibt abzuwarten, wie die EU auf diese Preisstrategie reagieren wird und ob sie Maßnahmen ergreifen wird, um ihre Energieversorgung zu diversifizieren.
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