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30.09.2024
06:08 Uhr

Nach dem Tod Hassan Nasrallahs: Eine neue Ära der Hisbollah?

Nach dem Tod Hassan Nasrallahs: Eine neue Ära der Hisbollah?

Der Tod des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah markiert einen Wendepunkt in der regionalen Sicherheitsarchitektur des Nahen Ostens. Die ungeschriebenen Regeln, die den Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Schiitenmiliz bislang in Schach hielten, scheinen nun passé. Mit Nasrallahs Tod durch israelische bunkerbrechende Bomben steht die Region vor einer ungewissen Zukunft, in der ein großer Krieg nicht ausgeschlossen werden kann.

Die Eskalation der Gewalt

Seit Monaten halten sich Israel und die Hisbollah an die Regel, ihren Konflikt unterhalb der Schwelle eines großen Krieges zu halten. Doch die israelische Septemberoffensive, die mit gezielten Tötungen von Hisbollah-Militärführern begann und in der Tötung Nasrallahs gipfelte, hat diese Dynamik grundlegend verändert. Die Hisbollah, die ursprünglich durch eine zweite Front an der israelisch-libanesischen Grenze die Hamas entlasten wollte, hat sich verkalkuliert. Die israelische Regierung unter Benjamin Netanjahu eskalierte den Konflikt so weit, dass die Hisbollah nicht mehr in der Lage war, die israelische Aggression richtig einzuschätzen.

Ein schwerer Rückschlag

Nasrallahs Tod ist der schwerste Rückschlag für die Hisbollah seit dem Tod ihres Gründers Abbas al-Musawi 1992. Nasrallah, eine charismatische Figur, wurde von seinen Anhängern wie ein fürsorglicher Vater verehrt. Mit ihm an der Spitze hatte die Hisbollah eine der bedeutendsten arabischen Führungspersönlichkeiten der letzten Jahrzehnte. Die jüngsten israelischen Angriffe haben viele aus der alten Garde der Hisbollah getötet, darunter wichtige Militärführer wie Fuad Shukr und Ibrahim Aqil.

Die Zukunft der Hisbollah

Trotz der schweren Verluste bleibt die Hisbollah militärisch handlungsfähig. Ihr weitverzweigtes Tunnelnetz und das riesige Arsenal an Raketen und Waffen ermöglichen es der Organisation, die israelischen Angriffe zu überstehen. Die Hisbollah hat seit Oktober vergangenen Jahres Israel mit fast 9000 Raketen und Drohnen beschossen und verfügt angeblich über mindestens 120.000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörper, darunter weitreichende Präzisionsraketen.

Die Rolle des Iran

Der Iran, der die Hisbollah über Jahrzehnte hochgerüstet hat, steht nun vor einer schwierigen Entscheidung. Teheran hat bislang zurückhaltend auf die israelische Offensive reagiert, da es keinen umfassenden Krieg mit Israel will. Doch der Tod Nasrallahs hat die Sicherheitsarchitektur des Irans in einer nicht gekannten Weise infrage gestellt. Der Iran könnte gezwungen sein, seine Strategie zu überdenken, um seine Abschreckungskapazität wiederherzustellen.

Eine unberechenbare Zukunft

Die Region ist in eine Phase eingetreten, in der die alten Regeln nicht mehr gelten. Die Hisbollah wird sich umstrukturieren müssen, und die neue Führung könnte radikaler und unberechenbarer sein. Nasrallah galt als gemäßigter Anführer, der jeden Schritt genau abwog. Ohne ihn könnte die Hisbollah nach einem neuen, konfrontativeren Konzept suchen, das die Region weiter destabilisiert.

Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Dynamik zwischen Israel, der Hisbollah und dem Iran entwickeln wird. Eines ist jedoch sicher: Die Sicherheitslage im Nahen Osten bleibt angespannt und unvorhersehbar.

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