Osteuropas Atompläne: 130 Milliarden Euro für zwölf neue AKWs
Osteuropa plant trotz hoher Kosten neue Atomkraftwerke. Mindestens zwölf Reaktoren sollen entstehen. Doch woher kommt das Geld für die 130-Milliarden-Investition?
Osteuropa setzt auf Atomkraft: Milliardenprojekte trotz Risiken
Während Deutschland sich aus der Kernenergie verabschiedet hat, setzen osteuropäische Länder auf den Ausbau dieser Energiequelle. In den nächsten Jahren sollen mindestens zwölf neue Atomkraftwerke entstehen, deren Kosten sich laut einer Prognose von Bloomberg auf etwa 130 Milliarden Euro belaufen könnten.
Die Länder Osteuropas stehen vor einem Dilemma: Der Klimawandel macht eine Abkehr von fossilen Energieträgern notwendig. Zwar könnte Erdgas noch zeitweilig als Brücke in die grüne Zukunft genutzt werden, aber russisches Gas ist momentan nicht wohl gelitten und anderes zu beschaffen, dürfte sich als kompliziert erweisen. Auch Solar- und Windkraftanlagen sind bisher nicht in ausreichendem Maße entwickelt, sodass nur die Kernenergie als Energiequelle übrig bleibt.
Technische und finanzielle Herausforderungen beim AKW-Bau
Die angestrebte Abkopplung von Russland macht es notwendig, neue Kraftwerke zu bauen, die auch mit Brennstäben aus westlicher Fertigung versorgt werden können. Doch die Länder verfügen nicht über das nötige technische Know-how und haben Schwierigkeiten, die enormen Kosten zu tragen. Da kein privater Investor das Risiko eines Kraftwerksneubaus allein tragen will, muss die öffentliche Hand einspringen. Sie blicken nach Brüssel und hoffen auf Subventionen. Schnelle Entscheidungen sind deshalb nicht zu erwarten. Laut Bloomberg könnte es erst im kommenden Juni so weit sein, wenn die EU-Kommission die Haushaltsdebatte abgeschlossen hat.
Jan Horst Keppler, Ökonom bei der Kernenergie-Agentur (NEA), einer halbautonomen Institution innerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), betonte gegenüber Bloomberg: „Die Finanzierung ist bei Weitem das wichtigste Thema. Sie sei das Herzstück der Entscheidung.“
Fallbeispiel Polen: Ein 30-Milliarden-Euro-Kraftwerk
Das Beispiel Polen verdeutlicht dies. Die Regierung in Warschau will im Land ein Atomkraftwerk bauen lassen. Darüber verhandelt sie mit dem US-Konzern Westinghouse Electric, der den Bau der Reaktoren finanzieren soll. Zumindest teilweise, denn die Kosten für das AKW könnten 30 Milliarden Euro übersteigen. Diese Summe entspricht dem gesamten polnischen Verteidigungshaushalt für 2023 oder 3,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Auch wenn sich die Europäische Union an den exorbitanten Kosten beteiligt, wird die polnische Regierung erhebliche Mittel aufwenden müssen, um den Bau zu realisieren. Im Gespräch sind staatlich subventionierte Differenzverträge, wie sie in Frankreich und Großbritannien üblich sind.
Differenzverträge: Staatliche Garantien für Atomstrom
Bei dieser Vertragskonstruktion gibt der Staat einen Garantiepreis für die Stromproduktion vor. Liegt der Marktpreis darunter, zahlt der Staat die Differenz an den Kraftwerksbetreiber. Steigt der Marktpreis jedoch über den garantierten Preis, muss der Kraftwerksbetreiber die Differenz an den Staat zurückzahlen. Unter bestimmten Bedingungen gehen solche Verträge mit dem EU-Wettbewerbsrecht konform.
Die Geschwindigkeit, mit der neue Kernkraftwerke gebaut werden, wird auch durch andere Faktoren begrenzt: Probleme in der Lieferkette und ein Mangel an Experten und Unternehmen, die auf den Bau von Kernkraftwerken spezialisiert sind. Die knappen Ressourcen in Europa werden auch durch das französische Bauprogramm für neue Reaktoren in Anspruch genommen.
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