Rheinmetall und Leonardo gründen neues Schwergewicht im Panzerbau
In der europäischen Rüstungsindustrie entsteht ein neuer Gigant: Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall und der italienische Waffenhersteller Leonardo haben die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens bekannt gegeben. Beide Partner werden jeweils 50 Prozent der Anteile halten. Die formelle Genehmigung durch die Behörden wird bis Anfang 2025 erwartet.
Großauftrag über 20 Milliarden Euro
Das neue Unternehmen, das seinen Hauptsitz in Rom haben wird, hat bereits einen Großauftrag in Aussicht. Die italienische Armee plant eine Bestellung im Gesamtwert von mehr als 20 Milliarden Euro. Das operative Zentrum der neuen Firma wird in der norditalienischen Hafenstadt La Spezia angesiedelt, wo Leonardo bereits ein Werk betreibt. Rund 60 Prozent der Aktivitäten sollen in Italien stattfinden, wobei der Fokus auf dem Bau von Kampf- und Schützenpanzern liegt. Diese sollen nicht nur für die italienische Armee, sondern auch für andere europäische und internationale Streitkräfte hergestellt werden.
„Panther“ und „Lynx“ als Basis
Der von Rheinmetall entwickelte „Panther“ wird die Grundlage für den neuen Kampfpanzer bilden, während der Rheinmetall-Schützenpanzer Lynx als Basis für den neuen Schützenpanzer dient. Bereits im Juli hatten die beiden Unternehmen eine Absichtserklärung unterzeichnet, die die Kooperation besiegelt. „Wir schaffen ein neues Schwergewicht im europäischen Panzerbau“, erklärte Rheinmetall-Chef Armin Papperger. Man adressiere „primär den italienischen Markt, zukünftig aber auch andere Partnerstaaten, die Modernisierungsbedarf im Bereich ihrer Kampfsysteme haben“.
Technologische Innovation und Wettbewerbsfähigkeit
Leonardo-CEO Roberto Cingolani betonte, dass man modernste Technologien entwickeln wolle, die auf internationaler Ebene wettbewerbsfähig seien. Der italienische Leonardo-Konzern, der aus dem früheren Staatsbetrieb Finmeccanica hervorging, beschäftigt mehr als 50.000 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von über 15 Milliarden Euro. Leonardo ist auch am Bau der Kampfjets F-35 und Eurofighter beteiligt sowie Zulieferer von Airbus und Boeing.
Rheinmetall: Stark durch die Krise
Rheinmetall, Deutschlands größter Rüstungskonzern, verzeichnete 2023 einen Umsatz von 7,2 Milliarden Euro bei 34.000 Beschäftigten. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs 2022 sind die Auftragsbücher des Düsseldorfer Konzerns so voll wie noch nie. Die Nachfrage nach Rüstungsgütern ist seither stark gestiegen.
Diese neue Partnerschaft zwischen Rheinmetall und Leonardo könnte die europäische Rüstungsindustrie nachhaltig verändern und Europa in der globalen Verteidigungslandschaft weiter stärken. Während die deutsche Bundesregierung weiterhin auf eine restriktive Exportpolitik setzt, zeigt diese Kooperation, dass deutsche Unternehmen dennoch Wege finden, ihre Technologien und Produkte international zu vermarkten.