Stillstand auf dem Elektro-Gebrauchtwagenmarkt – Eine kritische Betrachtung
Die Zukunft der Mobilität scheint elektrisch zu sein – zumindest, wenn es nach den ambitionierten Plänen der Bundesregierung geht. Doch während der Neuwagenmarkt für Elektrofahrzeuge boomt, zeichnet sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt ein ganz anderes Bild ab. Die Nachfrage nach gebrauchten E-Autos in Deutschland ist praktisch zusammengebrochen, wie aktuelle Zahlen und Erfahrungen von Händlern offenbaren.
Deutschlands E-Auto-Gebrauchtmarkt in der Krise
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Mit nur rund 97.000 verkauften Einheiten im vergangenen Jahr repräsentieren gebrauchte Elektroautos lediglich einen Bruchteil des gesamten Gebrauchtwagenmarktes. Dies entspricht bloß 1,6 Prozent – ein alarmierend geringer Anteil, der die Skepsis der Verbraucher gegenüber der Elektromobilität im Gebrauchtwagensegment widerspiegelt.
Hohe Preise und ungewisse Zukunftswerte
Die Gründe für die Zurückhaltung der Käufer sind vielfältig. Zum einen sind die Preise für gebrauchte E-Autos auf Plattformen wie mobile.de deutlich höher als die von Verbrennern. Im November 2023 lagen die durchschnittlichen Angebotspreise für gebrauchte Elektrofahrzeuge bei etwa 38.000 Euro – fast 10.000 Euro mehr als für Diesel oder Benziner. Zum anderen herrscht Unsicherheit hinsichtlich des Wiederverkaufswertes, was die Kaufentscheidung zusätzlich erschwert.
Das Dilemma der Händler
Die Gebrauchtwagenhändler stehen vor einem wachsenden Problem. Die Zahl der Leasingrückläufer und gebrauchten Geschäftswagen wird voraussichtlich ansteigen und die bereits jetzt schwierige Situation verschärfen. Fahrzeuge, die unverkauft bleiben, belasten die Bilanzen der Händler – eine Situation, die insbesondere für Elektrofahrzeuge problematisch ist.
Die Batterie als Achillesferse
Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zu einem florierenden Gebrauchtmarkt für E-Autos ist die Batterie. Als zentrales und wertvolles Element des Elektroautos stellt sie einen Unsicherheitsfaktor dar, der potenzielle Käufer abschreckt. Obwohl die Hersteller mittlerweile längere Garantiezeiten anbieten, fehlen einheitliche Standards für die Überprüfung des Batteriezustandes. Experten raten daher zum Bestehen auf ein Batterie-Zertifikat beim Kauf eines gebrauchten E-Autos.
Unzureichende Ladeinfrastruktur als Bremsklotz
Neben den hohen Preisen und der Unsicherheit über den Zustand der Batterie ist auch die noch immer unzureichende Ladeinfrastruktur in Deutschland ein Grund für die schleppende Entwicklung des E-Auto-Gebrauchtmarktes. Die mangelnde Verfügbarkeit von Ladestationen macht E-Autos weniger attraktiv für den Privatsektor, der bisher eher ein Nischenprodukt darstellt.
Kommentar: Elektromobilität zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Die Bundesregierung hat mit ihrer Förderpolitik hohe Erwartungen an die Elektromobilität gestellt. Doch die Realität zeigt, dass ohne einen funktionierenden Gebrauchtmarkt die hochgesteckten Ziele – wie das von Bundeskanzler Olaf Scholz im Dezember 2021 angekündigte Ziel von 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen bis 2030 – schlichtweg utopisch sind.
Es ist an der Zeit, dass die politischen Entscheidungsträger die tatsächlichen Bedürfnisse und Sorgen der Bürger ernst nehmen und eine realistische Strategie für die Elektromobilität entwickeln, die nicht nur auf Neuwagenkäufer ausgerichtet ist. Nur so kann das Vertrauen in die Elektromobilität gestärkt und der Übergang zu einer nachhaltigeren Mobilität erfolgreich gestaltet werden.
Fazit
Die gegenwärtige Lage auf dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos offenbart deutlich die Diskrepanz zwischen politischer Förderung und marktwirtschaftlicher Realität. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt entwickeln wird und ob die notwendigen Anpassungen seitens der Politik und Industrie erfolgen, um die Elektromobilität auch im Gebrauchtsegment attraktiv zu machen.
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