Streit im Tesla-Werk Grünheide: Eskalation um Kündigungen und IG Metall spricht von „Skandal“
Im Brandenburger Tesla-Werk in Grünheide spitzt sich der Konflikt zwischen der Werkleitung und der IG Metall weiter zu. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, soll die Tesla-Geschäftsführung innerhalb von drei Monaten bereits zum zweiten Mal ein Mitglied des Betriebsrats entlassen haben. Die IG Metall bezeichnete dies als „Skandal“ und warf dem Autokonzern vor, damit eine rote Linie zu überschreiten.
Erste Kündigung trotz Kündigungsschutz
Der erste Fall ereignete sich im Juli, als ein Schichtleiter aus der Produktion vier Wochen vor Beginn seiner Elternzeit gekündigt wurde. Trotz doppeltem Kündigungsschutz – sowohl als Betriebsrat als auch aufgrund der bevorstehenden Elternzeit – erhielt der Mitarbeiter die Kündigung. Zuvor hatte es bereits Probleme mit seinem Antrag auf Elternzeit gegeben, da er in Teilzeit weiterarbeiten wollte, was das Management ablehnte. Ihm wurde geraten, den Antrag zurückzuziehen, andernfalls drohten Abmahnung und Kündigung. Ein Aufhebungsvertrag, der ihm vorgelegt wurde, wurde von ihm nicht unterzeichnet. Schließlich wurde ihm vorgeworfen, in zwei Fällen falsche Arbeitszeiten angegeben zu haben. Das Brandenburger Landesamt für Arbeitsschutz wies die Kündigung im September zurück und kritisierte „inkonsistente Regelungen“ bei Tesla.
Zweite Kündigung nach Drohung
Im Oktober kam es zum zweiten Vorfall, bei dem ein gewerkschaftlich organisiertes Betriebsratsmitglied einer Kollegin körperliche Gewalt angedroht haben soll. Der betroffene Produktionsmitarbeiter erhielt nach einer Nachtschicht eine kurzfristige Einladung zu einer Betriebsratssitzung und reagierte verärgert. Laut Augenzeugen sagte er: „Ich kenne die rechtliche Lage nicht, aber wenn ich eine Lücke finde, zieh' ich dir eins rein.“ Die „Fraktion 23“ im Betriebsrat, die aus nicht gewerkschaftlich organisierten Mitgliedern besteht, unterstützte die Kündigung. Trotz einer späteren Entschuldigung wurde dem Mitarbeiter fristlos gekündigt.
Reaktionen der IG Metall
Die IG Metall reagierte scharf auf die Kündigungen und sprach von einem „aggressiven Vorgehen“ der Tesla-Werkleitung. In einer Pressemitteilung erklärte die Gewerkschaft, dass das Verhalten von Tesla einen neuen Höhepunkt erreicht habe. Die „Arbeitgeber-Fraktion“ im Betriebsrat habe die Kündigungen unterstützt, was als Versuch gewertet wurde, Gewerkschaftsmitglieder einzuschüchtern. Bereits 25 Beschäftigte, die der IG Metall angehören, hätten seit Jahresbeginn eine Abmahnung erhalten, und jedem IG-Metall-Betriebsrat sei eine außerordentliche Kündigung angedroht worden.
Tesla weist Vorwürfe zurück
Auf Anfrage des „manager magazins“ wies Tesla die Anschuldigungen der IG Metall zurück. Eine Sprecherin des Unternehmens erklärte, die Gewerkschaft inszeniere „eine auf Unwahrheiten aufgebaute Skandalisierung zulasten der Gigafactory Berlin-Brandenburg und ihrer Mitarbeitenden“. Die betroffenen Mitarbeiter hätten in gravierendem Maße rote Linien überschritten, und es stünden strafrechtlich relevante Vorwürfe im Raum. Die Zugehörigkeit zu Gewerkschaft und Betriebsrat sei für die disziplinarischen Maßnahmen irrelevant.
Fazit
Der Streit im Tesla-Werk Grünheide zeigt exemplarisch die Spannungen zwischen Arbeitnehmervertretungen und Unternehmensleitungen in Deutschland. Während die IG Metall von einem gezielten Vorgehen gegen Gewerkschaftsmitglieder spricht, betont Tesla die Notwendigkeit disziplinarischer Maßnahmen. Dieser Konflikt könnte weitreichende Auswirkungen auf das Arbeitsklima und die Zukunft der Arbeitnehmervertretungen im Unternehmen haben.
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