Türkei im Sparmodus: Drei-Jahres-Plan gegen Mega-Inflation
Ankara, 13. Mai 2024 – In einem entschlossenen Vorstoß zur Eindämmung der galoppierenden Inflation hat die türkische Regierung einen strikten Sparkurs eingeschlagen. Finanzminister Mehmet Simsek präsentierte in Ankara ein umfassendes Sparprogramm, das innerhalb von drei Jahren die Inflation von derzeit fast 70 Prozent auf einstellige Werte reduzieren soll.
Drastische Maßnahmen zur Kostensenkung
Das ambitionierte Sparprogramm sieht vor, die staatlichen Ausgaben massiv zu kürzen. Von einem Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst bis hin zur Aussetzung von Neufahrzeugkäufen reichen die Maßnahmen, die die türkische Regierung als Antwort auf die wirtschaftliche Notlage des Landes ergriffen hat. "Unsere Priorität ist es, die hohen Lebenshaltungskosten zu bekämpfen", betonte Simsek während der Vorstellung des Sparplans. Die Notwendigkeit einer "niedrigen einstelligen Inflation" für nachhaltiges Wachstum wurde besonders hervorgehoben.
Einschnitte mit Augenmaß
Die Sparpläne beinhalten eine Begrenzung der Neueinstellungen auf die Zahl der Pensionierungen und eine dreijährige Pause beim Kauf oder Leasing neuer Fahrzeuge für den öffentlichen Dienst, ausgenommen unverzichtbare Neuanschaffungen in kritischen Bereichen wie Gesundheit, Sicherheit und Verteidigung. Auch der Bau oder Kauf öffentlicher Gebäude wird auf Eis gelegt, mit Ausnahme von Projekten zur Erdbebensicherheit oder in von Naturkatastrophen betroffenen Regionen. Zusätzlich sind Kürzungen der öffentlichen Haushalte für den Kauf von Waren und Dienstleistungen um zehn Prozent sowie eine 15-prozentige Reduktion der Investitionen geplant, sofern diese nicht für erdbebenbetroffene Gebiete vorgesehen sind.
Politische Wendepunkte und wirtschaftliche Herausforderungen
Die Sparanstrengungen kommen nach einer Zeit politischer und wirtschaftlicher Turbulenzen. Präsident Recep Tayyip Erdogan, der lange Zeit eine Niedrigzinspolitik verfolgte, sah sich nach seiner Wiederwahl und einer schweren Niederlage seiner Partei AKP bei den Kommunalwahlen gezwungen, seine Zinspolitik zu überdenken. Die Zentralbank reagierte mit einer drastischen Anhebung der Leitzinsen von 8,5 Prozent auf 50 Prozent. Viele Beobachter sehen in der hohen Inflation und der Abwertung der Lira Schlüsselfaktoren für den Erfolg der Oppositionspartei CHP bei den Kommunalwahlen.
Kritische Reflexion der Sparpolitik
Die gegenwärtige Situation in der Türkei zeigt, wie essentiell eine stabile Währung und eine verantwortungsbewusste Finanzpolitik für die wirtschaftliche Gesundheit eines Landes sind. Die Sparmaßnahmen der türkischen Regierung könnten als notwendiges Übel betrachtet werden, um die Inflation in den Griff zu bekommen und das Vertrauen in die türkische Lira wiederherzustellen. Dennoch sind die sozialen und politischen Kosten solcher Maßnahmen nicht zu unterschätzen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Einschnitte die türkische Wirtschaft stabilisieren und das Vertrauen der Bürger und Investoren zurückgewinnen können.
Ausblick
Der Erfolg des Sparprogramms wird entscheidend für die Zukunft der Türkei sein. Eine Rückkehr zu einstelligen Inflationsraten ist nach Angaben des Finanzministers bis Ende 2025 zu erwarten. Diese Zielsetzung wird die Regierung in Ankara vor große Herausforderungen stellen und erfordert eine konsequente Umsetzung der geplanten Maßnahmen. Die Augen der Welt werden auf die Türkei gerichtet sein, um zu sehen, ob sie diesen wirtschaftlichen Kraftakt meistern kann.
Quelle: ntv.de, lar/AFP
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