Unternehmen fliehen aus Deutschland: Wirtschaft am Abgrund
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland verschlechtert sich zusehends. Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt, dass immer mehr Unternehmen aus der Industrie über eine Abwanderung ins Ausland nachdenken. Der Stellenabbau hat vielerorts bereits begonnen, was die ohnehin angespannte Situation weiter verschärft.
Deindustrialisierung: Ein düsteres Szenario
Harald Müller, Geschäftsführer der Bonner Wirtschafts-Akademie (BWA), warnte bereits Anfang des Jahres vor der fortschreitenden Deindustrialisierung Deutschlands. Seiner Meinung nach tragen grundlegende Fehlentscheidungen in der Energiepolitik maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Unternehmen verlagern ihre Produktionen ins Ausland, um den steigenden Energiepreisen und der unsicheren Versorgungslage zu entkommen. Besonders betroffen sind die chemische Industrie, die Metallverarbeitung und die Automobilbranche mitsamt ihrer Zulieferer.
Die Rolle der Energiepolitik
Hans-Werner Sinn, ehemaliger Leiter des Ifo-Instituts in München, äußerte sich ebenfalls kritisch zur aktuellen Lage. Er sieht die deutsche Energiewende als treibende Kraft hinter der Deindustrialisierung. Maßnahmen wie die Abschaltung der Atomkraftwerke, das Verbot von Ölheizungen und das geplante Aus für Verbrennungsmotoren hätten zu einem übermäßigen Vertrauen in erneuerbare Energien geführt. Diese seien jedoch nicht ausreichend, um die Energieversorgung der Wirtschaft zuverlässig zu gewährleisten. Sinn fordert daher eine Energiepolitik, die auch konventionelle Kraftwerke berücksichtigt.
Versorgungslücke und hohe Energiepreise
Ein Gutachten des Bundesrechnungshofes aus dem März 2024 bestätigt, dass Deutschland vor einer erheblichen Lücke an steuerbarer Kraftwerksleistung steht. Diese Versorgungslücke könnte gegen Ende des Jahrzehnts zu massiven Problemen für die Industrie führen. Hans-Werner Sinn warnt zudem vor den Auswirkungen des Energieeffizienzgesetzes, das eine Senkung des Endenergieverbrauchs um 45 Prozent bis 2045 vorsieht. Selbst wenn der Energiebedarf künftig vollständig aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird, wird dies laut Sinn nicht ausreichen, um den Strombedarf der Unternehmen zu decken.
Unternehmen verlieren Vertrauen
Laut der Umfrage der DIHK plant über die Hälfte der Industriebetriebe mit mehr als 500 Mitarbeitern bereits Produktionseinschränkungen oder Abwanderungen ins Ausland. Diese Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – damals lag der Anteil bei 43 Prozent. Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer, stellt fest, dass das Vertrauen der Unternehmen in die deutsche Energiepolitik stark gelitten hat. Die Unternehmen sehen durch die hohen Energiepreise nicht nur ihre Produktion, sondern auch ihre Innovationskraft gefährdet.
Dringender Handlungsbedarf
Die deutsche Wirtschaft steht vor einer grundlegenden Herausforderung. Um den Industriestandort zu sichern, sind umfassende Reformen erforderlich. Dercks betont die Notwendigkeit einer verlässlichen Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen. Insbesondere eine Senkung der Steuern und Abgaben auf den Strompreis sei für rund 80 Prozent der Betriebe eine zentrale Forderung. Die hohe Abwanderungsbereitschaft und die damit einhergehenden Produktionsverlagerungen verdeutlichen, dass ein Umdenken in der Energiepolitik dringend erforderlich ist. Nur so kann verhindert werden, dass Deutschland seine industrielle Basis verliert. Die Zeit drängt – die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie hängt davon ab.
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