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02.10.2024
08:46 Uhr

Unternehmen in Deutschland von Bürokratie ausgebremst: Kritik auf dem Unternehmertag in Berlin

Unternehmen in Deutschland von Bürokratie ausgebremst: Kritik auf dem Unternehmertag in Berlin

Auf dem diesjährigen Unternehmertag in Berlin wurde die Geduld der deutschen Firmenlenker auf eine harte Probe gestellt. Der Unmut über die zunehmende Bürokratie und die damit einhergehenden Belastungen war deutlich zu spüren. Viele Unternehmen fühlen sich von den zahlreichen Vorschriften und Regulierungen schlichtweg überfordert und sehen ihre Produktivität massiv beeinträchtigt.

Die erdrückende Last der Bürokratie

Stephan Fincke, Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens in Bassenheim bei Koblenz, bringt es auf den Punkt: "Die Masse an Gesetzen ist inzwischen erdrückend." Fincke, dessen Firma Hygienekonzepte für medizinische Einrichtungen und Lebensmittelbetriebe erarbeitet, sieht sich und seine 50 Mitarbeiter immer häufiger mit komplizierten und schwer umsetzbaren Vorschriften konfrontiert. Die Datenschutzgrundverordnung und das Verpackungsgesetz sind nur zwei Beispiele für die bürokratischen Hürden, die den Arbeitsalltag erschweren.

Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz und seine Folgen

Besonders das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz bereitet Finckes Betrieb Kopfzerbrechen. Obwohl das Gesetz erst ab einer Unternehmensgröße von 1.000 Mitarbeitern greift, erwarten die Kunden dennoch entsprechende Nachweise. "Wir besorgen uns von unseren Vorlieferanten alle Bestätigungen. Was aber wirklich vor Ort irgendwo in der Welt passiert, können wir hier in Bassenheim gar nicht herausfinden", erklärt Fincke. Die zusätzlichen Auflagen kosten das Unternehmen nicht nur Nerven, sondern auch erhebliche Summen, die für die eigentliche Geschäftstätigkeit fehlen.

Neue Bürokratie durch EU-Entwaldungsverordnung

Die geplante EU-Entwaldungsverordnung, die zum Jahreswechsel in Kraft treten soll, bringt bereits die nächsten Herausforderungen mit sich. Unternehmen müssen künftig eine Sorgfaltserklärung abgeben, wonach für ihre Produkte nach dem 31. Dezember 2020 kein Wald gerodet oder geschädigt wurde. Bei Nichteinhaltung drohen empfindliche Strafen. Selbst Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat Zweifel an der Umsetzbarkeit der Verordnung geäußert.

Kaum noch Vertrauen in die Politik

Die Stimmung auf dem Unternehmertag war dementsprechend angespannt. Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA) kritisierte die bürokratischen Auflagen als massiven Standortnachteil. BGA-Präsident Dirk Jandura forderte einheitliche und standardisierte Datenformate für alle Berichtspflichten, um den bürokratischen Wildwuchs einzudämmen. Auch die schlechte Infrastruktur in Deutschland wurde als Belastung für Exporteure hervorgehoben.

Wenig Hoffnung auf das Bürokratieentlastungsgesetz

Das kürzlich beschlossene Bürokratieentlastungsgesetz, das die Wirtschaft jährlich um rund 944 Millionen Euro entlasten soll, stößt bei vielen Unternehmern auf Skepsis. Stephan Fincke zweifelt an der Wirksamkeit der Maßnahmen: "Die Aufbewahrungsfrist für Dokumente wird von zehn auf acht Jahre verkürzt. Die Unterlagen sind auf dem Server digital abgespeichert. Was soll das jetzt bringen?"

Die deutsche Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Der Ruf nach einem wirksamen Bürokratieabbau wird immer lauter. Ob die Politik diesen Forderungen endlich nachkommt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Geduld der Unternehmer am Ende ist.

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