Vom Außenminister zum Rüstungslobbyisten: Sigmar Gabriel strebt in den Rheinmetall-Aufsichtsrat
In einer bemerkenswerten Wendung seiner Karriere steht der ehemalige SPD-Vorsitzende und Bundesaußenminister Sigmar Gabriel vor einem Wechsel in die Rüstungsindustrie. Der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall, Deutschlands führender Rüstungshersteller, hat den 65-jährigen Politiker für einen Sitz im Aufsichtsrat nominiert.
Von der Politik in die Rüstungsindustrie - ein fragwürdiger Seitenwechsel?
Der Schritt des ehemaligen SPD-Politikers dürfte besonders in seiner eigenen Partei für Diskussionen sorgen. Traditionell steht die SPD der Rüstungsindustrie eher kritisch gegenüber. Dass ausgerechnet ein ehemaliger SPD-Vorsitzender nun in das Kontrollgremium des größten deutschen Waffenproduzenten einziehen soll, könnte als Paradigmenwechsel interpretiert werden.
Gabriel rechtfertigt seinen Schritt mit geopolitischer Lage
Unsere Kinder und Enkel werden nur dann in einem friedlichen Europa aufwachsen können, wenn die Rückkehr des Krieges als Mittel der Politik nicht erfolgreich ist.
Mit dieser Aussage versucht Gabriel seinen umstrittenen Schritt zu rechtfertigen. Er betont die Notwendigkeit einer starken Verteidigungsindustrie in Deutschland und Europa. Die Bundeswehr müsse wieder "kriegstauglich" gemacht werden - eine Aussage, die vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre.
Rheinmetall auf Erfolgskurs
Der Rüstungskonzern befindet sich seit Beginn des Ukraine-Krieges in einer beispiellosen Wachstumsphase. Die wichtigsten Kennzahlen:
- Aktienkurs hat sich seit Kriegsbeginn nahezu versechsfacht
- Volle Auftragsbücher
- Rund 30.000 Beschäftigte
- Breites Produktportfolio von Panzern bis Drohnen
Der "Drehtür-Effekt" in der deutschen Politik
Gabriels Nominierung reiht sich ein in eine lange Liste von Politikern, die nach ihrer aktiven Zeit in die Wirtschaft wechseln. Bereits seit 2020 sitzt er in den Aufsichtsräten der Deutschen Bank und von Siemens Energy. Sein gescheitertes Engagement bei Thyssenkrupp zeigt jedoch, dass solche Wechsel nicht immer reibungslos verlaufen.
Die Hauptversammlung von Rheinmetall wird im Mai über die Personalie abstimmen. Eine Zustimmung gilt als wahrscheinlich. Neben Gabriel soll auch die ehemalige Technik-Vorständin der Deutschen Bahn, Sabina Jeschke, in das Kontrollgremium einziehen.
Die Entwicklung zeigt deutlich, wie sich die sicherheitspolitische Debatte in Deutschland seit dem russischen Angriff auf die Ukraine verändert hat. Was früher undenkbar schien, wird heute als notwendige Reaktion auf die veränderte Weltlage dargestellt.
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