VW-Aufsichtsratschef Pötsch fordert EU-Hilfe für die Autoindustrie
Angesichts der aktuellen Absatzkrise bei Volkswagen hat Hans Dieter Pötsch, der Aufsichtsratschef des Unternehmens, die Europäische Union dazu aufgerufen, ihre Emissionsziele zu überdenken und der Autoindustrie klare Rahmenbedingungen zu bieten. Pötsch betonte, dass die politischen Entscheidungsträger ambitionierte Klimaziele gesetzt hätten, jedoch die notwendigen Schritte zur Umsetzung nicht vollständig durchdacht seien. Er forderte, die Vorgaben „an die Realität anzupassen“.
Elektromobilität und Infrastruktur
Pötsch erklärte, dass Elektromobilität die Zukunft der individuellen Mobilität sei. Allerdings habe die Politik der Industrie Ziele gesetzt, „ohne dass die notwendige Infrastruktur vorhanden ist, und ohne zu berücksichtigen, ob die Kunden mitziehen“. Diese Aussagen machte er bei einer Veranstaltung in Wien, wie Bloomberg berichtete.
Tarifverträge und Kündigungen
Infolge der massiven Absatzprobleme hat VW mehrere Tarifverträge gekündigt, darunter die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung. Betriebsbedingte Kündigungen könnten ab Mitte 2025 möglich sein. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften könnten bis zum Jahresende dauern. Pötsch betonte, dass es in dieser Phase des Prozesses wichtig sei, die Belegschaft von der Notwendigkeit struktureller Veränderungen zu überzeugen.
EU muss Voraussetzungen schaffen
Pötsch forderte die EU auf, die Voraussetzungen für den Erfolg der Elektromobilität in Bezug auf Stromnetze, Aufladung, Rohstoffe, Fahrzeuge und Investitionsförderung zu schaffen. Mit der Entscheidung, die Beschäftigungssicherung zu beenden, stellt sich VW auf langwierige Auseinandersetzungen mit den Arbeitnehmervertretern ein. In Wolfsburg sind Einschnitte schwieriger durchzusetzen als anderswo, da die Hälfte der Sitze im Aufsichtsrat von Arbeitnehmervertretern gehalten wird und das Bundesland Niedersachsen oft auf der Seite der Gewerkschaften steht.
Innovative und wettbewerbsfähige Produkte
Pötsch betonte, dass die Automobilbranche „innovative, wettbewerbsfähige Produkte und eine starke Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ benötige. Er wies darauf hin, dass andere Regionen der Welt dies erfolgreich vorleben würden. „Protektionismus und Abschottung helfen uns nicht weiter“, fügte er hinzu.
Unterstützung von Renault-Chef de Meo
Der Vorstandsvorsitzende von Renault, Luca de Meo, schloss sich Pötschs Meinung an und sagte, die Automobilhersteller sollten Partnerschaften mit chinesischen Unternehmen eingehen und von ihnen lernen. Pötsch, der auch CEO der Porsche SE ist, gewann das Vertrauen der Porsche-Piëch-Familie durch den erfolgreichen Abschluss der Übernahmesaga, die 2012 dazu führte, dass VW die Kontrolle über Porsche erlangte.
Ausblick auf die Zukunft
Pötsch kam 2003 als Finanzchef zu VW und ist seit 2015 Aufsichtsratschef. Er betonte, dass sich der Trend zur Elektromobilität durchsetzen werde, aber mehr Zeit benötige. Die Forderungen und Aussagen von Pötsch verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen die deutsche Autoindustrie steht, und werfen ein kritisches Licht auf die politischen Vorgaben und deren Umsetzbarkeit.
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