Wandern ostdeutsche Unternehmen nach AfD-Erfolg ab? Verbände kontern DIW-Chef Fratzscher
Die jüngsten Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen haben für erhebliche Diskussionen gesorgt. Mit einem deutlichen Erfolg der AfD, die in Sachsen zweitstärkste Kraft (30,6 Prozent) und in Thüringen sogar erstmals stärkste Kraft (32,8 Prozent) wurde, stellt sich die Frage nach den wirtschaftlichen Konsequenzen.
DIW-Chef warnt vor Abwanderung
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), prophezeite unmittelbar nach den Wahlergebnissen, dass Unternehmen und Fachkräfte aufgrund der AfD-Erfolge aus den betroffenen Regionen abwandern könnten. Er sieht darin eine ernsthafte Gefahr für die wirtschaftliche Stabilität in Sachsen und Thüringen.
Verbände widersprechen entschieden
Diese Einschätzung wird jedoch von den Industrie- und Handelskammern (IHK) in den betroffenen Bundesländern nicht geteilt. Ein Sprecher der IHK Dresden erklärte, dass eine Abwanderung von Unternehmen nicht absehbar sei. Eine solche Entwicklung könne nur dann eintreten, wenn keine stabile Regierung gebildet werde, was jedoch nicht zu erwarten sei.
Ähnlich äußerte sich die IHK Chemnitz. Auch sie glaubt nicht daran, dass die Wahlergebnisse der AfD zu einer Abwanderung von Unternehmen führen werden. Die Ergebnisse seien schon länger absehbar gewesen und bisher seien keine Unternehmen bekannt, die aufgrund der politischen Lage abgewandert seien.
Fachkräftemangel als nationales Problem
Die IHK Dresden sieht auch keine Gefahr, dass der Wahlerfolg der AfD den Zustrom von Fachkräften aus dem Ausland beeinträchtigen wird. Die AfD werde aller Voraussicht nach keine Regierungsverantwortung übernehmen und somit keinen Einfluss auf die Rahmenbedingungen haben. Entscheidend für die Ansiedlung von Fachkräften seien Faktoren wie Jobangebote, Wohnraum und Integrationsmöglichkeiten, nicht jedoch ein regionales Wahlergebnis.
Kritik an der Bundesregierung
Die IHK Südthüringen sieht die Hauptverantwortung für die wirtschaftlichen Herausforderungen in der Politik der Ampelregierung. Das Wahlergebnis in Thüringen sei eine klare Abstrafung der Bundespolitik. Die Südthüringer Wirtschaft fordert, dass die Bundesregierung die Interessen der Bevölkerung und der Wirtschaft stärker berücksichtigen müsse, anstatt einseitig auf Dekarbonisierung zu setzen.
Forderungen an die neue Regierung
Die neue Regierung in Sachsen müsse nun stabil und handlungsfähig sein, um Vertrauen zurückzugewinnen und eine positive Vision für den Wirtschaftsstandort zu entwickeln. Themen wie Bildung, Infrastruktur und Bürokratieabbau müssten dabei im Fokus stehen.
Fazit
Die Befürchtungen von DIW-Chef Fratzscher werden von den regionalen Wirtschaftsverbänden nicht geteilt. Vielmehr sehen sie die Verantwortung bei der Bundesregierung, die Interessen der Wirtschaft und der Bevölkerung stärker zu berücksichtigen. Die AfD-Erfolge in den Landtagswahlen werden von den Verbänden nicht als unmittelbare Bedrohung für den Wirtschaftsstandort angesehen.
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