Zehn Gründe, warum Biden trotz Kritik weitermacht
Nach dem desaströsen TV-Duell gegen Trump waren viele Demokraten entsetzt. Dennoch bleibt Joe Biden im Rennen. Hier sind zehn Gründe, warum Biden weitermacht, obwohl die Konsequenzen für die Demokraten verheerend sein könnten.
1. Biden klebt am Stuhl
Der Präsident will nicht aufhören, auch wenn er zugibt, dass sein Auftreten schon mal jünger und besser war. In Atlanta erklärte er seinen Anhängern: „Lasst uns weitermachen“. Seine Kampagnensprecherin Lauren Hitt bekräftigte dies am nächsten Tag: „Natürlich hört er nicht auf“. Der größte Zuspruch kommt von seiner Frau Jill Biden, die ihn anfeuert und unterstützt. Biden selbst glaubt, dass er Trump erneut besiegen kann.
2. Die Regeln der Demokraten
Jeder Bundesstaat hat bereits die Primaries abgehalten. Die Regeln der Demokratischen Partei besagen, dass die Delegierten, die Biden dabei gewonnen hat, ihn auf dem bevorstehenden Parteitag wählen müssen, es sei denn, er tritt freiwillig zurück. Das Demokratische Nationalkomitee (DNC) könnte die Regeln ändern, aber das ist unwahrscheinlich, solange Biden weitermachen will.
3. Die Zeit ist knapp
In Ohio muss bis zum 7. August feststehen, wer auf dem Wahlzettel steht. Das sind gerade mal fünf Wochen. Eine Regeländerung in dieser kurzen Zeit ist unwahrscheinlich.
4. Meuterei auf der Bounty
Der einzige Weg, Biden zu ersetzen, wäre eine Meuterei. Vizepräsidentin Harris müsste offiziell mit einer Mehrheit des Kabinetts einen Antrag auf Absetzung des Präsidenten stellen. Die Begründung müsste lauten, dass er unfähig sei, sein Amt auszuüben. Das gilt jedoch als hochgradig unwahrscheinlich.
5. Die Schönredner
Obwohl selbst demokratische Zeitschriften auf den desaströsen Zustand Bidens hinweisen, sammeln sich demokratische Politiker um ihn wie Arbeitsbienen um die Königin. Allen voran Kamala Harris und Barack Obama, die beide beteuern, er hätte jetzt zwar 90 Minuten nur mittelmäßig performt, die dreieinhalb Jahre davor aber hervorragende, ja einzigartige Großtaten vollbracht.
6. Die Vogel-Strauß-Taktik
Bidens Kampagnenteam war das gesamte Wochenende unterwegs, um den teilweise stark erschütterten Spendern zu versichern, dass Biden in der Lage bleibt, Donald Trump zu schlagen. Das Duell wäre ein Ausrutscher gewesen, das sei anderen auch schon passiert. Der Präsident sei generell absolut fit.
7. Das Geld würde knapp
Ein wichtiger Punkt bei US-Wahlen ist das Geld. All die Spenden, die Biden gesammelt hat, könnten selbst bei einem freiwilligen Rücktritt nicht einfach an den nächsten Kandidaten weitergegeben werden. Der oder die müsste seine eigene Spendensammlung aufbauen. Es geht hier um Hunderte von Millionen US-Dollar, die nicht einfach innerhalb kürzester Zeit gesammelt werden können.
8. Wer sollte Biden ersetzen?
Biden hat es versäumt, einen Nachfolger heranzuziehen. Kamala Harris ist zwar erst 59, aber tatsächlich deutlich unbeliebter als er und wird kaum gegen Trump punkten können. Michelle Obamas Name wird immer wieder in den Ring geworfen, aber sie weigert sich (noch). Für 2028 wurden bereits Kandidaten in Betracht gezogen, aber keiner dieser potentiellen Kandidaten stellt sich bisher gegen Biden, im Gegenteil, sie stärken ihm den Rücken.
9. Gab es Präzedenzfälle?
Ja. 1968 entschied sich Präsident Lyndon B. Johnson, nicht erneut anzutreten. Wie Biden war LBJ ein Berufspolitiker. Seine Regierung war aufgrund des Vietnamkrieges umstritten und seine Gesundheit angeschlagen. Eine Umfrage am Tag nach dem Rücktritt des Präsidenten ergab, dass sich die Meinung von 57 Prozent Missbilligung auf 57 Prozent Zustimmung gedreht hatte.
10. Wer regiert derzeit eigentlich?
Schwer zu sagen. Biden gilt als sturer Bock, altersstarr könnte man böswillig sagen. Er kann aggressiv sein, hält seine Mannschaft zusammen. Um ihn herum steht eine Wagenburg aus Obama, Clinton, Nancy Pelosi und seiner Familie. Allerdings regiert Geld die Welt und es heißt, die eigentlichen Strippenzieher seien die Mächtigen der Wirtschaft und die Algorithmen der Social Media. Solange diese Gruppe Biden weiter stützt, wird er Kandidat bleiben.
Die zehn Gründe zeigen, dass Biden trotz aller Kritik und Widrigkeiten weitermachen wird. Die Demokraten stehen vor einer schwierigen Wahl, aber Bidens Beharrlichkeit und die politischen Gegebenheiten lassen wenig Spielraum für Alternativen.