Bundesbank-Analyse: Deutschland verliert den wirtschaftlichen Anschluss
Die Deutsche Bundesbank warnt vor einer fortdauernden wirtschaftlichen Schwächephase in Deutschland. Laut dem aktuellen Monatsbericht der Bundesbank dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2024 erneut leicht gesunken sein. Besonders betroffen sind die Industrie und das Baugewerbe, die unter einer anhaltenden Nachfrageschwäche leiden.
Hohe Finanzierungskosten und Unsicherheit belasten Investitionen
Ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftliche Schwäche sind die weiterhin hohen Finanzierungskosten. Diese dämpfen die Investitionstätigkeit und damit die Nachfrage nach Investitionsgütern. Zudem bremst die Unsicherheit über die zukünftigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen die Unternehmen. Die Auslandsnachfrage nach deutschen Industrieprodukten erholt sich trotz moderat wachsender Absatzmärkte nur langsam, was auf anhaltende Probleme mit der Wettbewerbsfähigkeit hindeutet.
Automobilindustrie als vorübergehender Lichtblick
Ein kurzer Lichtblick war im August bei der Industrieproduktion zu verzeichnen, die dank eines kräftigen Anstiegs in der Automobilbranche zulegen konnte. Allerdings war dies wohl nur ein Strohfeuer, da Sonderfaktoren wie die Lage von Werksferien eine Rolle spielten. Abgesehen von der Automobilindustrie war der Produktionsrückgang breit über die Branchen verteilt, insbesondere in den energieintensiven Industrien.
Privater Konsum mit nur geringen Impulsen
Auch vom privaten Konsum gingen im dritten Quartal nur geringe Impulse aus. Trotz intakter Realeinkommenszuwächse zögern die Verbraucher, ihre zusätzlichen Ausgabenspielräume zu nutzen. Die Sparneigung verharrt auf einem sehr hohen Niveau, und rückläufige Pkw-Neuzulassungen sowie verhaltene Geschäftserwartungen im Einzelhandel deuten auf einen eher zurückhaltenden Konsum hin.
Arbeitsmarkt reagiert vergleichsweise mild
Die konjunkturelle Abkühlung wirkt sich allmählich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Der Beschäftigungsaufbau gerät ins Stocken, und in den von der Nachfrageschwäche betroffenen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes und des Handels wird zunehmend Personal abgebaut. Dennoch hält sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Grenzen, da viele Unternehmen angesichts des Fachkräftemangels an ihrem Personal festhalten. Im September stieg die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 17.000 auf 2,82 Millionen, die Arbeitslosenquote verharrte bei 6,0 Prozent.
Kommunen stöhnen unter Rekorddefizit
Auch die Kommunen spüren die Konjunkturschwäche. Im ersten Halbjahr verzeichneten die Städte und Gemeinden ein Rekorddefizit von 17 Milliarden Euro, was das Defizit des Vorjahreszeitraums deutlich übertrifft. Die Einnahmen, insbesondere aus der Einkommensteuer, gingen stark zurück, während die Ausgaben für soziale Leistungen, Personal und Sachinvestitionen kräftig anstiegen. Ein baldiges Ende der kommunalen Finanzmisere ist nicht in Sicht, da die Herausforderungen auf der Ausgabenseite, etwa beim Kita-Ausbau und der Verkehrswende, weiterhin groß sind.
Die Deutsche Bundesbank warnt, dass sich eine grundlegende Erholung derzeit nicht abzeichnet. Deutschland steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, um den Anschluss nicht endgültig zu verlieren.
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