Die unheilvolle Dynamik des Ukraine-Konflikts: Mearsheimer prognostiziert "eingefrorenen Konflikt"
Ein düsteres Bild der Zukunft zeichnet der renommierte US-Politologe John J. Mearsheimer in einem Interview mit der chinesischen Tageszeitung Global Times anlässlich des zweiten Jahrestages der russischen Invasion in der Ukraine. Seine These: Ein echtes Friedensabkommen ist nicht in Sicht, und das Endergebnis wird ein "eingefrorener Konflikt" sein. Diese Entwicklung stellt nicht nur für die unmittelbar Betroffenen, sondern auch für die globale Sicherheitsarchitektur eine ernste Herausforderung dar.
Die Schuldfrage im geopolitischen Schachspiel
Mearsheimer, der als Distinguished Service Professor am Institut für Politikwissenschaft der University of Chicago lehrt, vertritt die provokative Ansicht, dass der Westen, insbesondere die USA, eine Hauptschuld am Konflikt trage. Die NATO-Erweiterung habe Russland gegen sich aufgebracht und zu einem ernsthaften Konflikt geführt. Die US-Politik sei gescheitert, und die aktuelle Lage sei das Resultat einer Kette von strategischen Fehleinschätzungen. Seine Prognose: Die Kämpfe werden nicht über das Jahr 2025 hinaus andauern, aber ein echter Frieden wird nicht erreicht werden.
Ein eingefrorener Konflikt als wahrscheinliches Szenario
Mearsheimer folgend, werden die Russen ihr Territorium erweitern und einen Waffenstillstand erzwingen. Doch ein dauerhafter Frieden bleibt Illusion. Der Westen und die Ukrainer werden versuchen, die russische Position zu untergraben, während Russland darauf abzielt, die Ukraine schwach und dysfunktional zu halten. Ein Zustand, der zwar keinen heißen Krieg darstellt, aber von einer tiefen und anhaltenden Feindschaft geprägt sein wird.
Die NATO-Erweiterung als Auslöser
Die Debatte um die NATO-Erweiterung, die in den 1990er-Jahren begann, als Russland politisch und wirtschaftlich schwach war, ist ein Kernpunkt in Mearsheimers Analyse. Die Entscheidung der NATO, die Ukraine als Mitglied aufzunehmen, wurde von Russland als existenzielle Bedrohung wahrgenommen. Der Widerstand Russlands gegen die Osterweiterung der NATO sei, so Mearsheimer, rational und vorhersehbar gewesen.
Die Rolle der Realpolitik
In seinem neuen Buch "How States Think: The Rationality of Foreign Policy" argumentiert Mearsheimer gemeinsam mit Sebastian Rosato, dass sowohl die NATO-Erweiterung als auch Putins harter Widerstand rational waren. Dies verdeutlicht, dass geopolitische Entscheidungen oft auf rationalen Überlegungen basieren, selbst wenn sie zu Konflikten führen.
Wirtschaftssanktionen und ihre Folgen
Die Wirtschaftssanktionen gegen Russland, so Mearsheimer, haben sich als wirkungslos erwiesen, und die Hoffnung des Westens, Russland wirtschaftlich in die Knie zu zwingen, hat sich als Trugschluss herausgestellt. Stattdessen leiden europäische Volkswirtschaften unter den Folgen dieser Sanktionen. Die USA scheinen entschlossen, den Krieg fortzusetzen, in der Hoffnung auf eine Wende, die jedoch unwahrscheinlich ist.
Die Beziehung zu China im Schatten des Ukraine-Kriegs
Die USA verfolgen seit 2017 eine Politik der Eindämmung gegenüber China, eine Tendenz, die sich unter der Biden-Administration fortsetzt. Mearsheimer sieht eine Zukunft, die von intensiver Konkurrenz zwischen den beiden mächtigsten Staaten der Welt geprägt sein wird, auch wenn es Bereiche der Zusammenarbeit geben wird. Ein militärischer Konflikt müsse unbedingt vermieden werden, um eine globale Katastrophe zu verhindern.
John J. Mearsheimer, einflussreicher Denker in der Welt der internationalen Beziehungen, hinterlässt mit seinen Analysen und Prognosen einen bleibenden Eindruck. Seine Sichtweise fordert uns auf, die Komplexität globaler Politik und die oft unvorhergesehenen Konsequenzen internationaler Entscheidungen zu reflektieren.
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