„Ein echtes Armutszeugnis“: 11 Prozent der öffentlichen Ladevorgänge scheitern
Die Elektromobilität in Deutschland steht vor einer ernüchternden Herausforderung: Mindestens jeder zehnte Ladevorgang an öffentlichen Ladestationen für Elektrofahrzeuge verläuft nicht erfolgreich. Der „große Lademarkt-Report 2024“ von elvah deckt auf, dass die Erfolgsquote bei lediglich 89 Prozent liegt. Dies sei laut dem Bericht „nur die Spitze des Eisbergs“, da Ladevorgänge, bei denen die Stationen überhaupt nicht reagieren, noch nicht einmal berücksichtigt seien.
Ein Ärgernis für E-Auto-Fahrer
Die Ladedauer eines Elektroautos ist von der Batteriekapazität und der Ladeleistung abhängig und dauert weitaus länger als das herkömmliche Tanken eines Benzin- oder Dieselfahrzeugs. Ein erfolgreicher Ladevorgang an einer öffentlichen Ladestation kann zwischen 30 Minuten und vier Stunden in Anspruch nehmen. Doch wenn der Ladevorgang innerhalb der ersten drei Minuten abgebrochen wird, gilt er als fehlgeschlagen.
Verwunderung aus dem Fraunhofer-Institut
Der Wirtschaftsingenieur Till Gnann vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI bezeichnet das Ergebnis als „ein echtes Armutszeugnis“. Er hätte gedacht, dass sich die Situation mittlerweile deutlich verbessert habe. „Hieran muss dringend gearbeitet werden, um nicht Wasser auf die Mühlen der Elektroauto-Skeptiker zu gießen“, so Gnann.
Technische Probleme und Lösungen
Robin Engelhardt, E-Auto-Tester und Reporter, kritisiert vor allem die Technik der Ladesäulen. „Die Autos sind dabei selten das Problem, viel öfter streikt die Säule. Meistens hakt es irgendwo in der Software beim Bezahlen.“ Die Einführung der kontaktlosen Bezahlung mit Kreditkarte, die nun vom Gesetzgeber vorgeschrieben wird, könnte hier Abhilfe schaffen.
Wulf Schlachter, Geschäftsführer von DXBe Management, weist jedoch auf die positive Entwicklung seit 2017 hin. Damals scheiterten noch rund 25 Prozent der Ladevorgänge an öffentlichen Stationen. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete der deutsche Lademarkt rund 21 Millionen Ladevorgänge, wobei 482 Gigawattstunden (GWh) an Strom in die Elektrofahrzeuge flossen.
Regionale Unterschiede und Herausforderungen
Ein Blick auf die Daten der verschiedenen Bundesländer zeigt, dass Hamburg mit 0,43 Ladevorgängen pro Kopf im ersten Halbjahr führend ist. Felix Hamer, Prozessmanager und Experte, erklärt dies mit der gut ausgebauten Infrastruktur in den Innenstädten. In Berlin hingegen sei der Aufbau der Ladeinfrastruktur erst in den letzten Jahren erfolgt, was die langsamere Zunahme der E-Autos erklärt.
Sinkende Nachfrage und strategische Anpassungen
In den vergangenen Monaten erlebte die Elektromobilität einen Dämpfer. Mit dem Ende der staatlichen Prämie für E-Fahrzeuge tun sich die Händler schwerer, die Kunden vom Kauf eines teuren, mit Strom betriebenen Autos zu überzeugen. Mehrere Konzerne, darunter Mercedes, VW und BMW, haben daher ihre Strategien revidiert und setzen nicht mehr ausschließlich auf E-Autos.
Dennoch dürfen die Autobauer die Elektromobilität nicht vernachlässigen. Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, betont, dass die Hersteller aufgrund der Rahmenbedingungen gezwungen seien, die Fahrzeuge in den Markt zu drücken, um Strafzahlungen zu vermeiden. Die deutsche Autoindustrie steht somit vor starken Umbrüchen, die nicht ohne Rückschläge vonstattengehen werden.
Fazit
Die Elektromobilität in Deutschland zeigt sowohl Fortschritte als auch erhebliche Herausforderungen. Während die Ladeinfrastruktur ausgebaut wird und die Technik der Ladesäulen verbessert werden muss, bleibt die Akzeptanz in der Bevölkerung aufgrund technischer Probleme und der hohen Kosten eine Herausforderung. Die deutsche Autoindustrie steht vor einem Wandel, der sorgfältig und strategisch angegangen werden muss, um die Elektromobilität erfolgreich zu etablieren.
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