Erneute Zinssenkung durch die EZB: Was bedeutet das für Kreditnehmer und Sparer?
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird am Donnerstag ihre nächste Zinsentscheidung bekanntgeben, und Experten erwarten mehrheitlich eine erneute Senkung des Leitzinses. Diese Entscheidung könnte weitreichende Konsequenzen für Kreditnehmer und Sparer haben, die ihre Finanzplanung überdenken müssen.
Wahrscheinliche Zinssenkung: Was erwartet uns?
Im Juni senkte die EZB ihren Leitzins erstmals seit 2019 um 0,25 Prozentpunkte. Der Einlagezins liegt seitdem bei 3,75 Prozent. Nun rechnen 85 Prozent der Ökonomen laut Morningstar damit, dass der Einlagezins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent sinken könnte. Dies hätte sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf verschiedene Finanzprodukte.
Günstigere Kredite: Eine Chance für Kreditnehmer
Eine Senkung des Leitzinses würde die Zinsen für Kredite weiter senken, was besonders für Haushalte attraktiv ist, die größere Investitionen planen. Ob für den Kauf eines Hauses, eines Autos oder für andere größere Anschaffungen – niedrigere Zinsen bedeuten geringere monatliche Raten. Erste Händler könnten sogar wieder Null-Prozent-Finanzierungen anbieten, was den Konsum zusätzlich ankurbeln würde.
Die Bauzinsen, die sich an der Verzinsung von Bundesanleihen orientieren, sind bereits gefallen. Für zehnjährige Kredite waren zuletzt 3,38 Prozent pro Jahr fällig, im Vergleich zu knapp 3,75 Prozent Anfang Juli. Mirjam Mohr, Vertriebsvorständin bei der Interhyp Gruppe, betont jedoch, dass die Leitzinssenkung der EZB keine spürbaren Auswirkungen auf die langfristigen Kreditzinsen haben wird, da die Finanzmärkte bereits mehrere Zinssenkungen eingepreist haben.
Sinkende Sparzinsen: Eine Herausforderung für Sparer
Für Sparer sind die Aussichten weniger erfreulich. Die Zinsen für Tagesgeldkonten und andere Sparprodukte dürften sinken, was bedeutet, dass das angesparte Kapital weniger Rendite abwirft. Bereits jetzt sind die Festgeldzinsen deutlich gesunken. Brachten Festgelder mit einem Jahr Laufzeit im Dezember noch durchschnittlich 3,34 Prozent Zinsen, liegt der Wert laut Verivox aktuell bei nur noch 2,68 Prozent.
Oliver Maier von Verivox erwartet, dass viele Banken nach einer Leitzinssenkung schnell nachziehen und die Verzinsung auf ihren Tagesgeldkonten ebenfalls senken werden. Dies stellt Sparer vor die Herausforderung, alternative Anlagemöglichkeiten zu finden, um ihre Renditen zu maximieren.
Dispozinsen könnten sinken: Ein Lichtblick für Kontoinhaber
Auch die Dispozinsen, also die Überziehungszinsen auf dem Girokonto, könnten sinken. Dies wäre eine positive Entwicklung für alle, die gelegentlich ihr Konto überziehen und hohe Dispozinsen zahlen müssen. Sinkende Leitzinsen könnten diese Kosten mindern und somit zu einer finanziellen Entlastung führen.
Ausblick: Weitere Zinssenkungen in Sicht?
Laut der LBBW könnte der Leitzins bis Ende 2024 auf etwa 3,25 Prozent sinken, vorausgesetzt, die Inflation in der Eurozone geht weiter zurück und die Konjunktur erholt sich nur schleppend. Für das Jahr 2025 erwarten einige Prognosen stabile Leitzinsen, während andere weitere Senkungen prognostizieren.
Insgesamt bleibt die Zinspolitik der EZB ein entscheidender Faktor für die Finanzplanung von Haushalten und Unternehmen. Kreditnehmer können von günstigeren Konditionen profitieren, während Sparer sich auf niedrigere Renditen einstellen müssen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die weiteren Entscheidungen der EZB auf die Wirtschaft auswirken werden.