Fondshäuser: „Die fetten Jahre sind vorerst vorbei“
Die Fond-Branche steht vor einer schwierigen Zukunft. Laut einer aktuellen Studie droht den Asset Managern weltweit eine deutliche Gewinnerosion. Fränk Hamélius, Strategieberater bei zeb, erklärte am Montag: „Die fetten Jahre sind vorerst vorbei.“ In den letzten fünf Jahren stiegen die verwalteten Vermögen der 40 größten Asset Manager weltweit zwar um jährlich 8,8 Prozent, die Gewinne jedoch nur um 0,7 Prozent. Dieser Trend könnte sich bis 2028 weiter verschärfen.
ETFs und steigende Zinsen belasten die Gewinne
Ein wesentlicher Faktor für den Rückgang der Gewinne sind die zunehmenden Investitionen in Exchange Traded Funds (ETFs), die mit deutlich niedrigeren Gebühren verbunden sind. Zudem haben Anleger angesichts der gestiegenen Zinsen Gelder aus Aktienfonds in Anleihenfonds umgeschichtet, was ebenfalls zu geringeren Erträgen führt. Hamélius betonte: „Die Branche schafft es nicht, den Kosten der Ertragsentwicklung anzupassen.“
Regulierung und Digitalisierung als Kostentreiber
Ein weiterer Kostentreiber sind die steigenden Ausgaben für Regulierung, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit. Während die Erträge sinken, stagnieren die Kosten gemessen an den verwalteten Vermögen. Hamélius sieht jedoch Potenzial in der Digitalisierung, um die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken.
Mittelgroße Fondshäuser besonders betroffen
Mittelgroße Fondshäuser, die verwaltete Vermögen zwischen 370 Milliarden und 1,5 Billionen Euro haben, sind besonders stark betroffen. Sie sind oft zu klein, um kostengünstige Massenprodukte wie ETFs anzubieten, aber auch zu groß, um in ertragsstarke Nischenfonds zu investieren. Ein möglicher Ausweg aus dieser Misere sind Zusammenschlüsse. So plant die französische Großbank BNP Paribas, das Anlagegeschäft des Versicherers Axa für 5,1 Milliarden Euro zu übernehmen, um das verwaltete Vermögen auf rund 1,5 Billionen Euro zu steigern.
Konsolidierung der Branche
Experten rechnen mit weiteren Fusionen und Übernahmen bei mittelgroßen Anbietern. Hamélius erklärte: „Der Margendruck beschleunigt die Konsolidierung der Branche.“ Diese Entwicklung könnte langfristig zu einer stärkeren Konzentration der Marktanteile bei wenigen großen Anbietern führen.
Die Herausforderungen für die Fond-Branche sind vielfältig und komplex. Neben dem Margendruck und den steigenden Kosten müssen sich die Anbieter auch auf die veränderten Anforderungen der Anleger einstellen. Traditionelle Werte wie Stabilität und Sicherheit werden in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten wieder verstärkt nachgefragt. Es bleibt abzuwarten, wie die Branche auf diese Herausforderungen reagiert und welche Strategien sie entwickelt, um in einem zunehmend schwierigen Marktumfeld erfolgreich zu bestehen.
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