Gegen Lehrermangel: Duales Lehramtsstudium in Sachsen-Anhalt
Der Lehrermangel in Deutschland spitzt sich weiter zu. In Sachsen-Anhalt soll nun ein duales Lehramtsstudium Abhilfe schaffen. Studierende sollen schneller in die Schulen integriert werden und bereits während des Studiums wertvolle Praxiserfahrungen sammeln. Ein Modell, das sowohl Chancen als auch Kritik mit sich bringt.
Das Modell: Praxisnah und finanziell attraktiv
Josefin Richen ist eine von 30 Studierenden, die am neuen praxisintegrierenden dualen Studiengang der Universität Magdeburg teilnehmen. Die 19-Jährige wird an ihrer ehemaligen Schule, der Sekundarschule "Karl Marx" in Gardelegen, Deutsch und Chemie unterrichten. Der Studiengang richtet sich an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen und umfasst Fächer wie Deutsch, Mathematik, Chemie, Physik, Ethik und Technik.
Die Teilnehmenden erhalten von Beginn an 1.400 Euro brutto monatlich und sind festen Schulen in sogenannten "Mangelregionen" zugeteilt. Ab dem dritten Semester verbringen sie einen Tag pro Woche in der Schule, im Masterstudium sogar zwei Tage. Nach fünfeinhalb Jahren sind sie fertig ausgebildet – etwa ein Jahr früher als im herkömmlichen Lehramtsstudium. Danach müssen sie noch fünf Jahre an ihrer Schule unterrichten.
Motivation und Lebenserfahrung
Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) betont die doppelte Motivation des Modells: die enge Bindung an die Schule und die finanzielle Unterstützung während des Studiums. Feußner ist optimistisch, dass die Studierenden, von denen etwa die Hälfte älter als 23 Jahre ist und bereits Lebenserfahrung oder eine Berufsausbildung mitbringt, sich bewusst für diesen Weg entschieden haben.
Kritik am Modell
Der Deutsche Philologenverband äußert Bedenken. Die Vorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing befürchtet, dass finanzielle Anreize die Studierenden dazu verleiten könnten, den regulären, intensiveren Bildungsweg des grundständigen Lehramtsstudiums zu meiden. Zudem sei nicht gewährleistet, dass der Abschluss in allen Bundesländern anerkannt werde, was die Qualität der Lehrerausbildung gefährden könnte.
Verteidigung des Modells
Jens Strackeljan, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, verteidigt das Modell. Er betont, dass die Vorgaben der Kultusministerkonferenz eingehalten würden und das Studium "anschlussfähig an den Rest der Republik" sei. Die Studierenden durchlaufen ein vollständiges Studium, in dem einige Komponenten anders justiert und integriert wurden.
Schulleiter und Praxiserfahrungen
Solveig Lamontain, Schulleiterin der Sekundarschule in Gardelegen, kämpft seit Jahren um neue Kollegen. Sie sieht in dem Modellprojekt eine einmalige Chance. Trotz der Mehrbelastung ist sie überzeugt, dass das Engagement der Schulen entscheidend ist, um den Lehrermangel zu bekämpfen. Sie hätte es jedoch bevorzugt, wenn die Studierenden bereits ab dem ersten Semester in den Schulalltag eingebunden würden.
Das duale Lehramtsstudium in Sachsen-Anhalt ist ein ambitioniertes Projekt, das sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Modell in der Praxis bewähren wird und ob es tatsächlich dazu beitragen kann, den akuten Lehrermangel zu lindern.
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