Inflation erstmals seit dreieinhalb Jahren unter zwei Prozent: Was bedeutet das für Verbraucher und Anleger?
Erstmals seit dreieinhalb Jahren ist die Inflation in Deutschland unter die Marke von zwei Prozent gesunken. Laut einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts stiegen die Preise für Waren und Dienstleistungen im Vergleich zum Vorjahresmonat im August lediglich um 1,9 Prozent. Im Juli lag die Inflationsrate noch bei 2,3 Prozent. Diese Entwicklung wirft Fragen auf, welche Auswirkungen dies auf Verbraucher, Sparer und Anleger haben könnte.
Ursachen für die gesunkene Inflation
Mehrere Faktoren haben zu dieser erfreulichen Entwicklung beigetragen. Zum einen haben sich die weltweiten Märkte nach den pandemiebedingten Störungen wieder normalisiert. Lieferketten funktionieren besser, und die Produktionskosten sind gesunken. Zum anderen haben vor allem die Energiepreise nachgegeben. Im August sanken diese im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent. Die Benzinpreise waren laut ADAC sogar die niedrigsten des Jahres.
Ein weiterer bedeutender Faktor ist die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Durch Zinserhöhungen wurde der Konsum gedämpft, da Kredite teurer wurden und Sparer von höheren Zinsen profitierten. Auf Tages- und Festgeldkonten gab es zeitweise mehr als vier Prozent Zinsen, was die Sparneigung verstärkte.
Auswirkungen auf Verbraucher
Für Verbraucher bedeutet eine niedrigere Inflation eine gewisse Entlastung. Die Preise steigen zwar weiterhin, aber in einem moderateren Tempo. Lebensmittel verteuerten sich im August um durchschnittlich 1,5 Prozent, was im Vergleich zu den letzten Jahren eine deutliche Verbesserung darstellt. Allerdings gibt es immer noch versteckte Preiserhöhungen durch kleinere Verpackungen oder veränderte Rezepturen, bekannt als "Shrinkflation".
Einige Dienstleistungen wie Friseurbesuche oder Versicherungen sind trotz der gesunkenen Inflation weiterhin teurer geworden. Dies liegt unter anderem an gestiegenen Löhnen und höheren Reparaturkosten.
Spekulationen über die Zinspolitik der EZB
Da das Inflationsziel der EZB bei zwei Prozent liegt, wird an den Finanzmärkten spekuliert, ob die Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung im September eine weitere Zinssenkung beschließen könnte. Bereits im Juni hatte die EZB den Leitzins von 4,5 Prozent auf 4,25 Prozent gesenkt. Sollte die Inflation weiterhin niedrig bleiben und die Wirtschaft schwächeln, könnten weitere Zinssenkungen folgen.
Einfluss auf Kreditzinsen und Immobilienmarkt
Sinken die Zinsen, könnten auch die Kreditzinsen nachgeben. Dies wäre eine gute Nachricht für Hauskäufer. Allerdings sollten potenzielle Käufer bedenken, dass niedrigere Kreditzinsen nicht automatisch zu günstigeren Immobilienpreisen führen. Steigende Immobilienpreise könnten die Vorteile niedrigerer Kreditzinsen wieder zunichtemachen.
Altersvorsorge und Anlagestrategien
Eine niedrige Inflation hat sowohl Vor- als auch Nachteile für die Altersvorsorge. Der große Vorteil ist, dass das gesparte Geld länger seinen Wert behält. Allerdings sinken auch die Zinsen auf Tages- und Festgeldkonten, was das Sparen weniger attraktiv macht. Es könnte sich lohnen, die aktuellen Zinsen mit einem Festgeldkonto für mehrere Jahre zu sichern.
Für Anleger bedeutet eine niedrige Inflation, dass der Inflationsschutz in den Portfolios weniger wichtig wird. Gold bleibt jedoch eine bewährte Möglichkeit, sich gegen Inflation abzusichern. Es ist ratsam, in Anlageklassen zu investieren, die auch bei moderatem Wirtschaftswachstum gute Renditen versprechen, wie etwa Aktien von Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen.
Prognosen und Risiken
Ökonom Sascha Möhrle rechnet damit, dass die Inflation im nächsten Jahr wieder über zwei Prozent liegen könnte, auch wenn sie wahrscheinlich unter 2,5 Prozent bleiben wird. Geopolitische Spannungen und steigende Energiepreise könnten diese Entwicklung beeinflussen. Dennoch bleibt die Aussicht auf eine stabile Preisentwicklung eine gute Nachricht für Verbraucher.
Insgesamt zeigt sich, dass eine niedrige Inflation sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Verbraucher, Sparer und Anleger sollten ihre Strategien entsprechend anpassen, um die Vorteile dieser Entwicklung bestmöglich zu nutzen.
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