Italienische Zeitung prophezeit das Ende des Mythos vom deutschen Auto
Die deutsche Automobilindustrie steht vor einer beispiellosen Krise, die selbst im Ausland nicht unbemerkt bleibt. „Corriere della Sera“, die größte Tageszeitung Italiens, warnt eindringlich vor dem Niedergang der einst so stolzen deutschen Automobilhersteller und spricht vom „Ende des Mythos vom deutschen Auto“.
Hohe Energiepreise belasten die Produktion
Ein zentrales Problem der deutschen Autoindustrie sind die hohen Energiepreise. Seit den Sanktionen gegen russisches Gas infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind die Energiekosten in die Höhe geschossen. Ohne das günstige Gas aus Russland sind die Produktionskosten für Autos erheblich gestiegen, was die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hersteller stark beeinträchtigt.
Schwierigkeiten auf dem chinesischen Markt
Auch auf dem wichtigen chinesischen Markt sieht es düster aus. Der Absatz ist eingebrochen, obwohl gerade Elektrofahrzeuge in China boomen. Die protektionistische Politik der chinesischen Regierung, die heimische Hersteller bevorzugt, erschwert den deutschen Autobauern zusätzlich den Zugang zu diesem lukrativen Markt.
Versäumnisse bei der Elektrifizierung
Ein weiterer Kritikpunkt der italienischen Zeitung ist das Versäumnis der deutschen Automobilhersteller bei der Elektrifizierung. Während China bei Batterien und Software längst die Führung übernommen hat, hinken die deutschen Hersteller hinterher. Diese Verzögerung hat dazu geführt, dass deutsche Autobauer international Marktanteile an ihre chinesischen Konkurrenten verlieren.
Überkapazitäten in den Werken
Die Produktionskapazitäten der deutschen Werke sind ebenfalls ein Problem. Aufgrund rückläufiger Absatzzahlen können diese Kapazitäten nicht mehr voll ausgeschöpft werden. Im vergangenen Jahr wurden bei einer Gesamtkapazität von gut sechs Millionen Autos in Deutschland nur noch gut vier Millionen produziert. Diese Überkapazitäten wurden zu spät erkannt und adressiert.
Strukturelle Probleme statt vorübergehender Schieflage
Der Bericht aus Italien zieht ein ernüchterndes Fazit: Die Probleme der deutschen Autobauer seien keine vorübergehende Schieflage, sondern vielmehr grundlegende strukturelle Probleme. VW-Finanzvorstand Arno Antlitz erklärte kürzlich, man habe noch „höchstens zwei Jahre, um die Situation umzukehren“. Viel Zeit, um den Mythos vom deutschen Auto doch noch zu retten, bleibt also nicht.
Es bleibt abzuwarten, ob die deutsche Automobilindustrie die notwendigen Schritte unternimmt, um diese tiefgreifenden Herausforderungen zu meistern. Eines ist jedoch klar: Die kommenden Jahre werden entscheidend sein für die Zukunft einer der wichtigsten Industrien Deutschlands.
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