Krise beim Batteriehersteller Varta: Aktionären droht Totalverlust
Der schwer angeschlagene Batteriehersteller Varta steht vor einer dramatischen Wende. Das Unternehmen plant einen radikalen Schuldenschnitt, um sich vor der Insolvenz zu retten. Dies könnte jedoch für die Aktionäre einen Totalverlust bedeuten.
Radikaler Schuldenschnitt und Restrukturierung
Am Sonntagabend kündigte Varta in Ellwangen an, kurzfristig beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -Restrukturierungsgesetz (StaRUG) anzuzeigen. Ziel sei es, eine mögliche Insolvenz des Unternehmens nachhaltig abzuwenden. Das StaRUG, das seit drei Jahren in Deutschland existiert, soll verhindern, dass operativ lebensfähige Unternehmen in die Pleite rutschen. Dabei kann der Widerstand einzelner Gläubiger und Aktionäre ausgehebelt werden.
Varta-Aktie im freien Fall
Die Krise des Batterieherstellers spiegelt sich auch an der Börse wider. Der Kurs der Varta-Aktie fiel von fast 200 Euro Anfang 2021 auf knapp über drei Euro. Allein heute verlor die Aktie bis zu 80 Prozent an Wert. Varta ist mit fast 500 Millionen Euro hoch verschuldet und kämpft seit längerem mit einem schwierigen Marktumfeld.
Schwieriges Marktumfeld und strategische Fehler
Das einst boomende Geschäft mit wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Knopfzellen für kabellose Kopfhörer musste schwere Dämpfer einstecken. Konkurrenz aus Asien und zurückhaltende Verbraucher führten zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage. Auch das Geschäft mit Wallboxen für Elektroautos kam nicht recht in Schwung. Mangels Aufträgen legte Varta den Bau einer Fabrik für große Lithium-Ionen-Batterien auf Eis.
Schuldensituation blockiert Investitionen
Die aktuelle Schuldensituation verbaut der Varta-Gruppe absehbar die Chancen auf ein positives Geschäftsergebnis. Notwendige Investitionen müssen ausbleiben, wodurch Marktpotenziale nicht erschlossen und Umsatzchancen verpasst werden. Ein Schuldenschnitt soll den Ausweg bieten.
Kapitalschnitt und mögliche neue Investoren
Die Restrukturierungsvorschläge sehen eine Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft auf null Euro vor, verbunden mit einer anschließenden Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht für die bisherigen Aktionäre. Dies bedeutet, dass sämtliche Aktien ihren Wert verlieren und Varta nicht mehr an der Börse gehandelt wird. Bisherige Aktionäre würden leer ausgehen.
Ein neuer Aktionär könnte der Sportwagenhersteller Porsche werden. Porsche, der bisherige Großaktionär Michael Tojner und weitere interessierte Parteien könnten bei Varta einsteigen. „Das Ziel unseres Engagements wäre, diese Schlüsseltechnologie am Standort Deutschland zu erhalten“, hieß es bei Porsche. Voraussetzung sei jedoch eine gesunde finanzielle Basis der Varta AG.
Gläubiger zeigen sich skeptisch
Große Gläubiger sehen den geplanten Kapitalschnitt skeptisch, da sie von der Kapitalerhöhung ausgeschlossen würden. Die Möglichkeit, nach dem Kapitalschnitt frisches Geld zu geben und damit weiter am Unternehmen beteiligt zu sein, bliebe dem bisherigen Mehrheitsaktionär und Porsche vorbehalten. Dies widerspreche einer fairen Gleichbehandlung.
Die Entwicklungen bei Varta zeigen einmal mehr, wie fragil die finanzielle Lage vieler Unternehmen ist. Während die Politik oft von der Notwendigkeit spricht, Schlüsseltechnologien in Deutschland zu erhalten, scheinen die konkreten Maßnahmen und Entscheidungen nicht immer im Interesse aller Beteiligten zu sein.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Varta den Weg aus der Krise findet oder ob die Aktionäre endgültig vor einem Scherbenhaufen stehen.
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