Massiver Protest gegen Stellenabbau bei ZF: 20.000 Beschäftigte gehen auf die Straße
Am 11. September 2024 haben bundesweit 20.000 Beschäftigte des Autozulieferers ZF Friedrichshafen AG gegen den geplanten Stellenabbau demonstriert. Der Vorstand des Unternehmens hatte angekündigt, bis zu 14.000 Stellen in Deutschland bis 2028 abzubauen, während gleichzeitig Arbeitsplätze in Niedriglohnländern geschaffen werden sollen. Diese Ankündigung fiel mitten in der Sommerurlaubszeit und sorgte für großen Unmut unter den Beschäftigten.
Wut und Enttäuschung über Managemententscheidungen
Die Belegschaft wirft dem Management vor, durch Fehlentscheidungen und mangelnde Investitionen die Krise selbst verschärft zu haben. Achim Dietrich, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von ZF, kritisierte die Pläne scharf: „Wir erleben einen Frontalangriff auf die Beschäftigten in Deutschland und auf alle Prinzipien, für die ZF steht.“ Die Beschäftigten seien nicht bereit, für die Managementfehler zu zahlen und fordern stattdessen Investitionen in die deutschen Standorte und eine Beschäftigungssicherung bis 2030.
„Best-Cost-Country“-Strategie unter Beschuss
Besonders die Verlagerung von Arbeitsplätzen in sogenannte „Best-Cost-Countries“ stößt auf heftige Kritik. Helene Sommer, Unternehmensbetreuerin der IG Metall für ZF, bezeichnete diese Strategie als „McKinsey-Milchmädchenrechnung“, die bereits viele Unternehmen in den Ruin geführt habe. Sie betonte, dass der Personalkostenanteil in Deutschland unter 18 Prozent liege und es daher absurd sei, die deutschen Beschäftigten für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich zu machen.
Bundesweite Protestaktionen
Die Demonstrationen fanden an zahlreichen Standorten in ganz Deutschland statt. In Friedrichshafen, dem Hauptsitz von ZF, zogen 4000 Beschäftigte durch die Stadt. In Schweinfurt beteiligten sich 3500 Menschen an einem Protestmarsch und forderten, dass ZF an der Elektromobilität am Standort Schweinfurt festhält. Auch in Saarbrücken und Neunkirchen gingen 3500 Beschäftigte auf die Straße, unterstützt von der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD).
Forderungen der Belegschaft
- Ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland und die Aufgabe der „Best-Cost-Country“-Strategie
- Investitionen in die deutschen Standorte und eine Beschäftigungssicherung bis 2030
- Einsetzung auf die Ideen und Fähigkeiten der eigenen Beschäftigten und Führungskräfte
- Erhalt der Ausbildung in bisherigem Umfang und Übernahme von Auszubildenden und Dual Studierenden
Der Betriebsrat und die IG Metall haben angekündigt, alle Mittel auszuschöpfen, um Druck auf das Management auszuüben. Achim Dietrich erklärte, dass als letztes Mittel auch ein Streik nicht ausgeschlossen sei, um einen Zukunfts- und Sozialtarifvertrag durchzusetzen.
Ein Kampf um die Zukunft der deutschen Industrie
Die Demonstrationen bei ZF sind ein deutliches Zeichen dafür, dass die Beschäftigten nicht bereit sind, die Fehler des Managements auszubaden. Sie fordern eine nachhaltige und zukunftsorientierte Unternehmenspolitik, die auf die Stärken und Fähigkeiten der deutschen Belegschaft setzt. Angesichts der Herausforderungen durch die Transformation zur E-Mobilität und die steigenden Energiepreise ist es wichtiger denn je, dass Unternehmen wie ZF ihre Verantwortung gegenüber den Beschäftigten und dem Standort Deutschland ernst nehmen.
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