Neue Verbrenner-Offensive: Mercedes-Benz wendet sich von Elektroautos ab
Mercedes-Benz hat sich entschieden, wieder verstärkt in Verbrennertechnologie zu investieren und sich teilweise von Elektroautos abzuwenden. Diese überraschende Wende wurde von Mercedes-Chef Ola Källenius im Interview mit der Wirtschaftswoche bekannt gegeben. Der Automobilhersteller plant, ab 2030 nicht mehr ausschließlich auf rein elektrische Modelle zu setzen, sondern auch Hightech-Verbrenner in den Fokus zu rücken.
Ambitionierte Ziele der Bundesregierung in Gefahr
Die Ampelkoalition hatte sich das Ziel gesetzt, bis 2030 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen zu sehen. Doch dieses Vorhaben scheint immer unrealistischer zu werden. Der Markt für Elektroautos kommt in Deutschland nicht in Schwung, was Mercedes-Benz nun dazu veranlasst hat, seine Strategie zu ändern. Laut Källenius werde der Konzern 2024 allein in der Pkw-Sparte 14 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung sowie in die Werke investieren, um Digitalisierung, Elektromobilität und Hightech-Verbrennertechnologie voranzutreiben.
Flexibilität und Anpassung an die Marktbedingungen
Mercedes-Benz rechnet damit, dass die Zahl elektrifizierter Hightech-Verbrenner 2030 größer sein wird als ursprünglich gedacht. Daher sollen die industriellen Strukturen, die heute bestehen, erhalten und effizient genutzt werden. Källenius betonte, dass die Flexibilität der Werke und Standorte wichtig sei, da der Ausbau der Elektromobilität langsamer voranschreitet als prognostiziert.
Rückgang der Nachfrage nach Elektroautos
Seit dem Stopp der Kaufprämie für E-Autos durch Wirtschaftsminister Robert Habeck geht die Nachfrage kontinuierlich zurück. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 140.713 E-Autos in Deutschland zugelassen, was einem Rückgang von 15,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Dies macht das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen Elektroautos bis 2030 noch unwahrscheinlicher.
Expertenmeinungen zur Kursänderung
Auto-Analyst Frank Schwope von der Fachhochschule des Mittelstands Hannover (FHM) erklärte, dass sich Mercedes nur den Rahmenbedingungen anpasse, die momentan wieder positiver für den Verbrenner aussehen. Andere Hersteller wie BMW und Volkswagen würden ähnliche Wege einschlagen, um die Technologie des Verbrennungsmotors auszureizen.
Ferdinand Dudenhöffer, Gründer des Center for Automotive Research (CAR), machte die Bundesregierung für den Kurswechsel von Mercedes verantwortlich. Er kritisierte, dass die Politik die Elektromobilität immer weiter aufs Abstellgleis schiebe. Der Wegfall der Subventionen und die Aussagen von Politikern, dass der Verbrennungsmotor die ideale Lösung sei, würden die Nachfrage nach Elektroautos weiter senken.
Die Zukunft der Elektromobilität
Dudenhöffer betonte, dass die Zukunft klar in Richtung vollelektrisches Auto gehe. In China würden dieses Jahr vermutlich rund sieben Millionen E-Autos verkauft. Er ist sich sicher, dass vollelektrische Autos noch vor 2030 deutlich preisgünstiger und bequemer werden als Verbrenner. Europa müsse auf diesen Zug aufspringen, um nicht die Spitzenposition in diesem Industriezweig anderen Ländern zu überlassen.
Die Rettung der Verbrennertechnologie durch den Umstieg auf E-Fuels hält Dudenhöffer für naiv. E-Fuels seien zu teuer und von der Infrastruktur her schwer umsetzbar. Vielmehr solle die Bundesregierung sich ein Beispiel an Luxemburg nehmen und E-Autos wieder subventionieren, um das 15-Millionen-Ziel der Ampelkoalition zu erreichen. Abschließend kommentierte Dudenhöffer zynisch, dass die Regierung einfach zurücktreten solle, da ihr ohnehin niemand mehr etwas zutraue.
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