Rentenpaket II im Bundestag: Was die Neuerung für Ruheständler mit sich bringt
Das deutsche Rentensystem steht vor großen Herausforderungen, und die Bundesregierung versucht mit dem Rentenpaket II, diese zu bewältigen. Ziel der Reform ist es, das Rentenniveau langfristig zu sichern und den demografischen Wandel durch neue Finanzierungsmethoden abzufedern. Doch die geplanten Änderungen sind umstritten und werfen viele Fragen auf.
Herausforderungen des Rentensystems
Die Alterspyramide in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Während bis in die 1990er Jahre viele Arbeitende in die Rentenkasse einzahlten und vergleichsweise wenige Rentner Leistungen erhielten, hat sich das Verhältnis inzwischen umgekehrt. Immer mehr Menschen gehen in Rente, während die Anzahl der Beitragszahlenden stagniert oder nur geringfügig steigt. Laut Deutscher Rentenversicherung kamen 1992 noch 2,7 Beitragszahlende auf eine Empfangsperson, heute sind es weniger als zwei. Bis 2050 wird sogar ein Verhältnis von 1,3 zu 1 erwartet.
Diese Entwicklung belastet das Rentensystem erheblich. Schon jetzt ist der steuerfinanzierte Zuschuss zur Rentenkasse auf mehr als 80 Milliarden Euro pro Jahr gestiegen. Ohne Reformen müssten entweder die Rentenbeiträge deutlich erhöht oder das Rentenniveau gesenkt werden, beides politisch und gesellschaftlich schwer vermittelbar.
Kernpunkte des Rentenpakets II
Das Herzstück des Rentenpakets II ist die Festschreibung des Rentenniveaus bei 48 Prozent des Durchschnittseinkommens. Diese sogenannte Haltelinie, die eigentlich 2025 auslaufen würde, soll nun mindestens bis 2039 gelten. Damit erfüllt die SPD eines ihrer Wahlversprechen und sichert Rentnerinnen und Rentnern auch in den kommenden Jahren eine stabile Altersvorsorge.
Um die gesetzliche Rente finanziell abzusichern, wird mit dem Generationenkapital eine neue Form der Teilkapitaldeckung eingeführt. Der Bund plant, in einen Fonds zu investieren, der bis 2045 auf einen Kapitalstock von 200 Milliarden Euro anwachsen soll. Das Geld wird von einer öffentlich-rechtlichen Stiftung verwaltet und überwiegend in Aktien angelegt. Die daraus erzielten Renditen sollen der Rentenkasse zufließen und so die Finanzierung der Rente langfristig unterstützen.
Steigende Rentenbeiträge: Wer zahlt die Reformen?
Um das Rentenniveau stabil zu halten und das Generationenkapital aufzubauen, werden die Rentenbeiträge sukzessive steigen. Derzeit liegt der Beitragssatz bei 18,6 Prozent des Bruttolohns, der von Arbeitgebern und Arbeitnehmern je zur Hälfte getragen wird. Bis 2028 soll er auf 20 Prozent ansteigen, und ab 2035 wird mit einem Beitragssatz von 22,3 Prozent gerechnet. Die Bundesregierung betont, dass diese Steigerung „vertretbar“ sei, doch es regt sich Widerstand. Vor allem junge Menschen und Arbeitgeber befürchten, dass sie die Hauptlast dieser Reform tragen werden.
Trotz der grundsätzlichen Einigung innerhalb der Ampel-Koalition gibt es weiterhin Kritik an der Reform. Die FDP etwa fordert Nachbesserungen und warnt davor, die arbeitende Bevölkerung zu stark zu belasten. Vor allem jüngere Generationen würden durch die steigenden Rentenbeiträge überproportional getroffen, während sie selbst kaum von den Reformen profitieren. Eine Studie des Ifo-Instituts unterstützt diese Sichtweise und zeigt auf, dass alle Kohorten unter 26 Jahren langfristig zu den Verlierern der Reform gehören könnten.
Debatte um das Rentenpaket II: Was bedeutet die Reform für Rentnerinnen und Rentner?
Auch der Bundesrechnungshof äußert Bedenken: Die geplanten Ausgabensteigerungen der Rentenversicherung seien immens, und das Generationenkapital werde nur eine geringe Entlastung bringen. Es wird kritisiert, dass der Rentenbeitragssatz trotz der Kapitalzuflüsse weiter ansteigen könnte.
Für heutige und zukünftige Rentnerinnen und Rentner verspricht das Rentenpaket II zunächst Sicherheit. Das Rentenniveau bleibt damit stabil, was bedeutet, dass die Rentenzahlungen nicht im Verhältnis zu den Löhnen sinken werden. Angesichts der steigenden Lebenserwartung und der wachsenden Anzahl an Rentenbeziehenden ist dies ein wichtiger Schritt, um Altersarmut vorzubeugen.
Darüber hinaus könnten die geplanten Rentenerhöhungen in den kommenden Jahren für viele Rentnerinnen und Rentner eine spürbare Entlastung bringen. Schon in den vergangenen Jahren gab es Erhöhungen von über vier Prozent, und auch für die Zukunft werden solche Steigerungen prognostiziert. Bis 2037 sollen die Renten um 43 Prozent ansteigen, was langfristig die Kaufkraft der Rentnerinnen und Rentner stärkt.
Am Montag, dem 14. Oktober 2024, wird der Ausschuss für Arbeit und Soziales des Bundestages um 15.00 Uhr erneut über das Paket beraten, bevor die Reform final verabschiedet wird.
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