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05.06.2024
05:58 Uhr

Russisches Öl im Mittelmeer: Ein Schlag ins Gesicht europäischer Sanktionspolitik?

Russisches Öl im Mittelmeer: Ein Schlag ins Gesicht europäischer Sanktionspolitik?

Im Schatten der europäischen Sanktionspolitik scheinen Geschäftemacher neue Schlupflöcher zu finden, um russisches Rohöl trotz aller Verbote zu handeln. Ein Bloomberg-Bericht offenbart, dass Händler einen neuen Umschlagplatz im Mittelmeer erschlossen haben – ein Vorgang, der von der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation als „gefährliche Praxis“ eingestuft wird.

Neue Umschlagplätze als Antwort auf europäischen Druck

Die griechische Marine hat die Aktivitäten im Lakonischen Golf, einem ehemals frequentierten Umschlagort für russisches Öl, erfolgreich unterbunden. Doch der Handelsgeist lässt sich nicht so einfach brechen. In der Nähe der marokkanischen Stadt Nador werden nun sehr große Rohöltanker (VLCC) gesichtet, die russisches Urals-Öl von kleineren Tankern übernehmen. Die Schiffsverfolgungsdaten zeigen ein klares Bild: Der VLCC Rolin erhält vor Nador Ladung von der Serendi, einem Aframax-Tanker. Zwei weitere Tanker dieser Klasse, die Ocean AMZ und die Sea Fidelity, sind ebenfalls vor Ort und zeigen, dass der Handel mit russischem Öl keineswegs zum Erliegen gekommen ist.

Die EU im geopolitischen Schachspiel

Während die EU-Staaten versuchen, Ladungsumschläge in Küstennähe zu verhindern und damit politischen Druck auf Russland auszuüben, scheint es, als würde das russische Öl einfach neue Wege finden. Rund 80 Prozent des Urals-Öls werden nach Asien verschifft, vor allem nach Indien und China. Der Einsatz von VLCCs ermöglicht den wirtschaftlichen Transport über längere Distanzen und untergräbt damit die europäischen Bestrebungen, Russland wirtschaftlich zu isolieren.

Die Gefahr des unregulierten Umladens

Die Praxis des Umladens auf offener See, oft in internationalen Gewässern, wo staatliche Kontrolle fehlt, ist nicht nur ein Schlupfloch für Sanktionen, sondern birgt auch erhebliche Risiken. Ohne Versicherung, wie im Falle der vier Tanker nahe Melilla, ist das Umladen eine Operation mit hohem Risiko. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation warnt vor dieser Praxis und doch scheint die Profitgier stärker zu sein als die Sorge um Sicherheit und Recht.

Kritische Stimmen und die Frage der Moral

Die Taktiken Russlands, westliche Sanktionen zu umgehen, sind ein deutliches Zeichen dafür, dass der Sanktionsdruck allein nicht ausreicht, um politische Ziele zu erreichen. Die Nutzung von Tankern ohne G7-Verbindungen und die Ausnutzung von Grauzonen der internationalen Seefahrt zeigen, dass es an der Zeit ist, die Effektivität und die moralische Basis der europäischen Sanktionspolitik kritisch zu hinterfragen. Sind wir wirklich bereit, unsere Werte für den kurzfristigen wirtschaftlichen Gewinn einiger weniger zu opfern?

Fazit

Die Entdeckung neuer Umschlagplätze für russisches Öl im Mittelmeer ist ein weiterer Beweis dafür, dass die aktuellen politischen Strategien Europas nicht die gewünschte Wirkung zeigen. Es stellt sich die Frage, ob wir in der Lage sind, unsere politischen Ambitionen mit wirksamen Maßnahmen zu untermauern oder ob wir weiterhin zusehen, wie unsere Bemühungen durch die Findigkeit wirtschaftlicher Interessen ausgehebelt werden.

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