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08.10.2024
12:45 Uhr

Spannungen zwischen Österreich und Ungarn wegen geplantem Flüchtlingslager

Spannungen zwischen Österreich und Ungarn wegen geplantem Flüchtlingslager

Die politischen Spannungen zwischen Österreich und Ungarn nehmen zu, nachdem Berichte aufgetaucht sind, dass Ungarn plant, ein großes Flüchtlingslager in Grenznähe zu Österreich zu errichten. Der Landeshauptmann des Burgenlandes, Hans Peter Doskozil, warnte eindringlich vor diesen Plänen und beschuldigte Ungarn, eine „staatlich organisierte Schlepperei“ zu betreiben. Ungarn hingegen bestreitet diese Vorwürfe vehement und spricht von einem „Ferienlager für Schüler“.

Politische Brisanz vor den Landtagswahlen

Im Januar 2025 stehen im österreichischen Burgenland Landtagswahlen an, und das Thema Flüchtlingslager könnte eine zentrale Rolle im Wahlkampf spielen. Berichte deuteten darauf hin, dass Ungarn in Vitnyéd, einem Dorf etwa 30 Kilometer vom österreichischen Grenzübergang entfernt, ein Lager für mehrere hundert Geflüchtete errichten wolle. Diese Nachrichten lösten in Österreich sofort Alarm aus.

Doskozil warnt vor „staatlich organisierter Schlepperei“

Hans Peter Doskozil, Landeshauptmann des Burgenlandes, äußerte sich bereits wenige Tage vor der Nationalratswahl besorgt und warf Ungarn auf Facebook „staatlich organisierte Schlepperei“ vor. Er betonte, dass das Burgenland sich „mit allen rechtlichen und politischen Mitteln zur Wehr setzen“ werde. Die gesamte Grenze zwischen Österreich und Ungarn erstreckt sich über 356,4 Kilometer, und besonders der Neusiedler See wurde in der Vergangenheit häufig für irreguläre Grenzübertritte genutzt.

Ungarn weist Vorwürfe zurück

Ungarn wies die Behauptungen, ein Flüchtlingslager nahe der Grenze zu Österreich errichten zu wollen, zurück. Staatskanzleichef Gergely Gulyás erklärte, dass in der früheren Berufsschule, die im Zentrum der Debatte steht, ein „Sommerlager für Schüler“ entstehen solle. Selbst wenn die EU Ungarn zur Aufnahme von Flüchtlingen zwingen sollte, würde man ein Lager „nicht an der Grenze zu Österreich, sondern auf dem Hauptplatz in Brüssel“ bauen.

Zweifel an den ungarischen Aussagen

Die Situation vor Ort lässt jedoch Zweifel an den ungarischen Aussagen aufkommen. Mehrere hundert Stockbetten wurden in einem Turnsaal aufgereiht, und ein 3 Meter hoher Zaun wurde um das Gelände errichtet. Außerdem wurden die Arbeiten unter Polizeiaufsicht durchgeführt. Diese Maßnahmen erinnern eher an ein Flüchtlingslager als an ein Schülerferienlager.

Proteste und politische Reaktionen

In der 1.500-Seelen-Gemeinde Vitnyéd kam es bereits zu Protesten. Am 5. Oktober veröffentlichte die Zeitung „Magyar Hang“ einen Bericht, der sich auf ein durchgesickertes Regierungsdokument stützte. Laut diesem Dokument sei geplant gewesen, 5 Millionen Euro in die Errichtung eines Flüchtlingslagers in Vitnyéd zu investieren. Die Notwendigkeit habe man angesichts des Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) gegen Ungarns Asylpolitik gesehen.

Opposition kritisiert ungarische Regierung

Oppositionsführer Péter Magyar warf der ungarischen Regierung vor, nur auf dem Papier eine rigide Antimigrationspolitik zu betreiben. Tatsächlich habe man etwa 2.000 Schleuser freigelassen und lasse pro Jahr 60.000 „Wirtschaftsmigranten“ ins Land. Diese Vorwürfe werfen ein weiteres Schlaglicht auf die umstrittene Migrationspolitik der ungarischen Regierung.

Wahlkampf im Burgenland

Im Burgenland hat die SPÖ vor allem der FPÖ vorgeworfen, Politik zulasten österreichischer Interessen zu dulden. Viktor Orbán sei deren politischer Verbündeter, weshalb die Freiheitlichen zu den Plänen schweigen würden. ÖVP-Landeschef Christian Sagartz und sein FPÖ-Kollege Alexander Petschnig warfen hingegen der SPÖ „Panikmache“ und die Verbreitung von Falschnachrichten vor. Sie verlassen sich auf die Zusicherung aus Budapest, dass kein Flüchtlingslager geplant sei.

Die politische Landschaft im Burgenland bleibt angespannt, und die kommenden Landtagswahlen könnten entscheidend sein für die weitere Entwicklung in dieser brisanten Angelegenheit.

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