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21.06.2024
06:45 Uhr

Stromnetz: Der gescheiterte Tennet-Kauf wird teuer für uns

Stromnetz: Der gescheiterte Tennet-Kauf wird teuer für uns

Der geplante Kauf des deutschen Teils des Übertragungsnetzbetreibers Tennet durch die Bundesregierung ist gescheitert. Diese Entscheidung könnte weitreichende und kostspielige Konsequenzen für die Energiewende in Deutschland haben.

Ein Deal, der fast sicher schien

Die Übernahme des Tennet-Stromnetzes durch den Bund wurde lange als sicher angesehen. Nachrichtenagenturen berichteten, dass der Verkauf des deutschen Teils des niederländischen Übertragungsnetzbetreibers Tennet an die Bundesregierung kurz bevorstehe. Dieser Schritt sei als notwendig erachtet worden, um die Energiewende voranzutreiben, insbesondere durch den Ausbau von Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) und Stromautobahnen wie dem Suedlink.

Investitionsbedarf und Koordination

Der Investitionsbedarf für den Ausbau der Stromnetze ist enorm. Es erschien fast zwingend, dass der Bund den Übertragungsnetzbetreiber Tennet übernimmt, der für das Küstengebiet Niedersachsens zuständig ist und auch am Suedlink beteiligt ist. Eine engere Koordination der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber wurde als nächster Schritt angesehen, möglicherweise in Form einer deutschen Netz AG.

Der Bund ist bereits an den anderen drei Übertragungsnetzbetreibern beteiligt: An 50Hertz mit 20 Prozent, an TransnetBW mit 24,95 Prozent und möglicherweise bald an Amprion, wenn RWE einen Anteil von 25,1 Prozent verkauft.

Gescheiterte Verhandlungen

Der Deal über den Deutschland-Teil von Tennet, dessen Preis auf etwa 20 bis 25 Milliarden Euro geschätzt wurde, ist nun geplatzt. Die Bundesregierung habe die Verhandlungen mit der niederländischen Regierung wegen „Haushaltsproblemen“ beendet. Das Desaster um den Klima- und Transformationsfonds (KTF) habe dazu geführt, dass nicht mehr ausreichend Geld in der Kasse sei. Auch der politische Wille in der Ampel-Koalition fehle offenbar.

Komplikationen für die Energiewende

Das Platzen des Tennet-Deals ist ein schlechtes Signal in einer schwierigen Phase der Energiewende. Konverterstationen und HGÜ-Leitungen sind zentrale Voraussetzungen für Investitionen in Offshore-Windparks, die bis 2030 von einer Kapazität von derzeit rund acht Gigawatt auf 30 Gigawatt anwachsen sollen. Für die nächsten zehn Jahre rechnet Tennet mit einem Investitionsbedarf von rund 160 Milliarden Euro, allein für das Gebiet der deutschen Tennet dürften rund 100 Milliarden Euro nötig sein.

Neue Finanzierungsmodelle könnten gefunden werden, aber das wird Zeit kosten. Infrastrukturfonds haben bereits ihr Interesse bekundet, aber die Umsetzung wird dauern und kompliziert werden. Die Geschwindigkeit der Energiewende droht sich zu verlangsamen.

Die Debatte um Freileitungen

Zusätzlich zu den finanziellen und organisatorischen Herausforderungen gibt es eine neue Debatte darüber, ob HGÜ-Leitungen über Freileitungen geführt werden sollten, anstatt Kabel in der Erde zu vergraben. Diese Diskussion könnte kurzfristig Kosten senken, aber auch Jahre der Neuplanung erfordern und somit ebenfalls teuer werden.

Attraktive Rahmenbedingungen notwendig

Nach dem Platzen des Tennet-Deals muss Berlin nun zügig klare und attraktive Rahmenbedingungen für Investoren schaffen. Jeder Schritt, der zu einer Erhöhung der Netzentgelte führt, ist jedoch problematisch. Höhere Netzentgelte könnten Investoren anziehen, aber auch die Industrie belasten, die am Ende für den Strom zahlen muss.

Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, die Energiewende trotz dieser Rückschläge erfolgreich zu gestalten. Die Zeit drängt, und es bleibt abzuwarten, ob neue Lösungen rechtzeitig gefunden werden können.

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