Wirbel um SPD-Antrag: Rechtschreibrat gegen Umbenennung des Bürgeramts in „Bürger*innenamt“
Im Berliner Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg sorgt ein Antrag der SPD für Aufregung. Die Partei möchte das Bürgeramt in „Bürger*innenamt“ umbenennen, um die Interessen der queeren Gemeinschaft zu fördern. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Katalogs, der auch die Einrichtung einer Stelle „Beauftragte*r für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ sowie den Aufbau eines „queeren Zentrums“ umfasst. Doch der Vorschlag stößt auf Widerstand, nicht nur seitens der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), sondern auch vom Rat für deutsche Rechtschreibung.
Rechtschreibrat: Umbenennung widerspricht der deutschen Rechtschreibung
Der Rat für deutsche Rechtschreibung äußerte sich kritisch zu der geplanten Umbenennung. Dr. Josef Lange, Staatssekretär a.D. und Vorsitzender des Rats, erklärte, dass eine solche Änderung „nicht der amtlichen deutschen Rechtschreibung entspricht“. Er betonte, dass Wortbinnenzeichen wie bei „Bürger*innen“ nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie gehören und dass die Verständlichkeit dadurch erheblich beeinträchtigt werde. „Dass Hörerinnen und Hörer, die das Wort ‚Bürger*innenamt‘ nicht lesen (können), Schwierigkeiten haben, den Begriff zu verstehen, erscheint offenkundig“, so Dr. Lange.
CDU: „Gut gemeint ist eben nicht immer gut gedacht“
Auch die CDU-Fraktion in Friedrichshain-Kreuzberg zeigt sich skeptisch. Ulrike von Rekoswky und Jan Thomas Alter, Fraktionsvorsitzende der CDU, kündigten an, eine Stellungnahme im September zu veröffentlichen. Sie betonten, dass einige Ideen des Antrags unterstützungswürdig seien, aber die Umbenennung des Bürgeramts nicht zielführend sei. „Wir erachten es als nicht zielführend, auf der einen Seite ein ‚:‘, ein ‚*‘ oder ein ‚_‘ zu nutzen, da dies unter anderem für viele blinde und sehbehinderte Menschen problematisch ist. Gut gemeint ist eben nicht immer gut gedacht.“
Stattdessen plädiert die CDU dafür, die Ressourcen lieber in die Modernisierung der Ämter zu investieren, um den Bedürfnissen einer Großstadt gerecht zu werden. „Vor allem dafür, dass alle Bürger unseres Bezirks besser an Termine in den Bürgerämtern kommen“, so die CDU-Fraktion.
„Die PARTEI“ ist für passenden Namen
Die Fraktion „Die PARTEI“ hält den Antrag der SPD ebenfalls für problematisch. Riza Cörtlen und Torben Denecke äußerten, dass der Antrag in vielen Aspekten durch den Bezirk nicht umsetzbar sei und „praktisch keine Änderung zum Guten“ bringe. „Unter welchen Namen das Bürger*innenamt nicht funktioniert, ist uns vollkommen egal! Wir setzen uns sehr dafür ein, dass dieses Amt einen guten Namen bekommt, der zu ihm passt“, so die Mitglieder der Fraktion.
Angriffe auf queere Personen
Die SPD begründete ihren Antrag unter anderem mit der steigenden Gewalt gegen queere Menschen im Bezirk. Laut einem jährlich erscheinenden Register habe sich die Anzahl der Angriffe von elf im Jahr 2022 auf 22 im Jahr 2023 verdoppelt. „Die Dunkelziffer nicht erfasster Angriffe ist weitaus höher“, so die SPD.
Der Antrag wurde zur weiteren Prüfung an den Ausschuss für Diversity und Antidiskriminierung sowie den Jugendhilfeausschuss überwiesen. Eine Rückmeldung von Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, FDP, AfD sowie dem BSW erfolgte bis zum Redaktionsschluss nicht.
Es bleibt abzuwarten, ob der Antrag die notwendige Unterstützung findet und umsetzbar ist. Klar ist jedoch, dass die Diskussion um die Umbenennung des Bürgeramts die Gemüter weiter erhitzen wird.
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