Wirtschaft rauscht ab, Börse bebt: Brutale Rechnung für unsere Top-Konzerne
Die vergangenen Tage haben an den Weltbörsen für heftige Turbulenzen gesorgt. Nach dem sogenannten „Schwarzen Montag“ scheint sich die Lage zwar etwas zu entspannen, doch die Zeichen stehen weiterhin auf Unsicherheit. Der Deutsche Aktienindex (DAX) pendelte zum Handelsstart am Mittwoch um 17.400 Punkte – rund 1.500 Punkte unter dem Jahreshoch.
Massive Verluste bei den DAX-Schwergewichten
Die großen DAX-Werte befinden sich seit Wochen auf Talfahrt. Im Monatsvergleich haben die Top 10 der DAX-Konzerne satte 50,66 Milliarden Euro an Wert eingebüßt. Besonders drastisch ist der Einbruch bei Siemens: Innerhalb von vier Wochen verlor das Unternehmen 17,65 Milliarden Euro an Börsenwert, was einem Rückgang von 12,64 Prozent entspricht. Auch Mercedes-Benz musste im selben Zeitraum 9,45 Milliarden Euro einbüßen, ein Verlust von 12,25 Prozent. Die gut 4 Milliarden Euro Verlust bei Porsche erscheinen im Vergleich fast verschmerzbar.
Weitere betroffene Unternehmen
- Siemens Healthineers: 5 Milliarden Euro Verlust (8,57 Prozent)
- BMW: 5,2 Milliarden Euro Verlust (9,35 Prozent)
„Eher eine Korrektur und kein Crash“
Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater erklärte gegenüber BILD, dass die Verluste eher eine Korrektur und keinen Crash darstellen würden. Viele Titel seien überbewertet gewesen und hätten nun einen Dämpfer bekommen. Im Vergleich zum Jahresbeginn liegen die Top-10-DAX-Konzerne insgesamt noch leicht im Plus.
Ernüchternde Zahlen in „Problembranchen“
Besonders die Automobilindustrie und Chemieindustrie stehen laut Kater unter Druck. Ohne Hoffnungsträger wie SAP und Deutsche Telekom wären die Einbußen bei großen deutschen Traditionsmarken wie BMW, VW, Mercedes, BASF und Bayer noch viel belastender für den DAX.
Volkswagen stürzt ab
Volkswagen hat seit Jahresbeginn rund 18 Prozent an Wert verloren und liegt mit unter 93 Euro pro Aktie etwa auf dem Niveau des Corona-Börsenschocks im März 2020.
Top-10-DAX-Werte im Monatsvergleich
Unternehmen | Marktkapitalisierung 6. Juli 2024 (Mrd. Euro) | Marktkapitalisierung 6. August 2024 (Mrd. Euro) | Veränderung in Prozent | Veränderung in Mrd. Euro |
---|---|---|---|---|
SAP | 221,47 | 219,67 | -0,81 | -1,8 |
Siemens | 139,63 | 121,98 | -12,64 | -17,65 |
Deutsche Telekom | 118,53 | 118,19 | 0,29 | -0,34 |
Allianz | 102,04 | 95,75 | -6,16 | -4,29 |
Merck KGaA | 66,29 | 70,65 | 6,64 | 4,36 |
Porsche | 64,77 | 60,6 | -6,44 | -4,17 |
Mercedes-Benz | 69,98 | 60,53 | -12,25 | -9,45 |
Munich Re | 59,92 | 57,09 | -4,7 | -2,83 |
Siemens Healthineers | 59,72 | 54,6 | -8,57 | -5,12 |
BMW | 55,64 | 50,44 | -9,35 | -5,2 |
Jahresvergleich zeigt noch stärkere Einbrüche
Im Vergleich zum Jahresbeginn sind die Kursrückgänge noch heftiger. BMW rauschte um knapp 22 Prozent ab, Porsche um 17 Prozent. Der Pharmakonzern Bayer verlor im selben Zeitraum knapp 24 Prozent, die Aktie des Chemiekonzerns BASF gab um rund 17 Prozent nach. Die Deutsche Post verlor 18 Prozent, der Energiekonzern RWE knapp 23 Prozent. Der Halbleiter-Hersteller Infineon stürzte um knapp 19 Prozent ab und plant, 2800 Jobs ins Ausland zu verlagern oder ganz zu streichen. Grund: hohe Kosten im Inland und schwache Nachfrage.
Aufsteiger SAP
Ein Lichtblick ist SAP, das im Jahresvergleich um knapp 34 Prozent zulegen konnte.
„Teil der DAX-Probleme ist hausgemacht“
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht die Ursache der Probleme in bestimmten Branchen: „Die deutschen Autobauer stehen wegen der politisch forcierten Elektromobilität unter Druck. Energieintensive Unternehmen aus dem Chemiebereich leiden unter den hohen deutschen Energiekosten. Ein Teil der DAX-Probleme ist hausgemacht.“
Deka-Ökonom Kater warnt davor, Aktien zu verkaufen, da Kleinanleger den Punkt zum Wiedereinstieg verpassen könnten. Langfristig sei die Börse eine Einbahnstraße nach oben.
Auch das Bundeswirtschaftsministerium verfolgt die Entwicklung „sehr genau“ und setzt mit der Wachstumsinitiative einen neuen, starken Impuls, um die Standortbedingungen in Deutschland zu verbessern.