China: Wirtschaft in der Krise - Deflation und schwache Nachfrage
Die chinesische Binnenwirtschaft zeigt sich weiterhin in schwacher Verfassung, wie die neuesten Daten des Nationalen Statistikamts belegen. Kurz vor dem wichtigen „Dritten Plenum“, das diese Woche in Peking beginnt, bleiben die Zeichen auf Deflation und schwache Nachfrage. Der Verbraucherpreisindex (CPI) stieg im Juni den fünften Monat in Folge lediglich um 0,2% im Vergleich zum Vorjahr. Dies stellt einen Rückgang gegenüber dem Anstieg von 0,3% im Mai dar und liegt unter den prognostizierten 0,4% Wachstum.
Deflation und schwache Inlandsnachfrage
Gleichzeitig blieben die Erzeugerpreise im Deflationsbereich, verringerten jedoch ihren Rückgang gegenüber Mai. Der Erzeugerpreisindex (PPI) fiel im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 0,8% und markierte damit den 21. Monat in Folge einen Rückgang. Diese Zahlen kommen zu einem kritischen Zeitpunkt für die chinesische Regierung, die sich auf das Dritte Plenum vorbereitet, ein wichtiges Treffen, bei dem wirtschaftliche Strategien und politische Maßnahmen diskutiert werden.
Zhang Zhiwei, Chefökonom bei Pinpoint Asset Management, äußerte sich besorgt über die aktuellen Daten: „Das Risiko einer Deflation ist nicht verschwunden, und die Inlandsnachfrage bleibt schwach. Weder die Fiskal- noch die Geldpolitik sind expansiv, da die realen Zinsen hoch und die Staatsausgaben gering.“
Die schwache Inlandsnachfrage ist ein zentrales Problem, das die chinesische Regierung angehen muss. In der ersten Jahreshälfte setzte China stark auf Exporte als Wachstumstreiber. Doch angesichts des zunehmenden Protektionismus weltweit, einschließlich neuer Einfuhrzölle der EU auf chinesische Elektrofahrzeuge und Handelsbeschränkungen in Entwicklungsländern wie Mexiko und Brasilien, wird deutlich, dass China seine Wirtschaft nicht allein durch Exporte stützen kann.
Schwache Kreditvergabe und wirtschaftliche Herausforderungen
Zusätzlich zu den schwachen Inflationsdaten zeigt auch die Kreditvergabe in China Anzeichen von Schwäche. Die aggregierte Finanzierung, ein breites Maß für Kredite, betrug im Juni 3,3 Billionen Yuan (etwa 417 Milliarden Euro), was unter den prognostizierten 3,4 Billionen Yuan (etwa 430 Milliarden Euro) liegt. Der Bestand an ausstehenden Bankkrediten wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 8,3%, das langsamste Tempo seit 2003. Dies deutet auf ein schwaches Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen hin, was die wirtschaftlichen Aussichten weiter trübt.
Das einzige, was Chinas Wirtschaft derzeit am Leben hält, sind Schulden und der Export. Die steigenden Investitionen in feste Vermögenswerte und die Rolle der Nettoexporte sind entscheidend für das Wirtschaftswachstum, während der Konsum im Inland schwach bleibt. Diese Abhängigkeit birgt jedoch Risiken, insbesondere angesichts des zunehmenden globalen Protektionismus und der seit zwei Jahren anhaltenden Immobilienkrise.
Premier Li Qiang erkennt wirtschaftliche Schwierigkeiten an
In einem Treffen mit Wirtschaftsvertretern am Dienstag vergangener Woche räumte Premier Li Qiang ein, dass die Faktoren, die das Wachstum beeinflussen, „komplexer als zuvor“ seien und dass die Schwierigkeiten mit größeren Anstrengungen gelöst werden müssten. Er betonte, dass Chinas Wirtschaft sich in einer „stabilen Operation“ befinde, aber die Situation genau analysiert und die Probleme nicht verschwiegen werden sollten, um wissenschaftlich fundierte politische Entscheidungen zu treffen.
Die Zentralbank Chinas hat angedeutet, dass sie ihre Zinspolitik ändern wird, um das Wachstum zu unterstützen und den Yuan stabil zu halten. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, die Inlandsnachfrage zu stärken und die Wirtschaft auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu bringen.
Während das bevorstehende Dritte Plenum eine Gelegenheit bietet, neue wirtschaftliche Strategien zu diskutieren, ist unklar, ob die chinesische Regierung die notwendigen Maßnahmen ergreifen kann, um die Binnenwirtschaft zu beleben und langfristiges Wachstum zu sichern. Peng Peng, Vorsitzender der Guangdong Society of Reform, äußerte sich optimistisch: „Da wir in die zweite Jahreshälfte gehen, sind die Erwartungen hoch, dass das Dritte Plenum starke Reformmaßnahmen und effektive Wirtschaftspolitiken hervorbringen wird.“ Andere Beobachter warnen jedoch davor, zu viele Erwartungen in das Dritte Plenum zu setzen, da die Herausforderungen komplex und die Lösungen möglicherweise nicht sofort wirksam sein werden.