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25.06.2024
10:30 Uhr

Die tickende Zeitbombe: US-Schuldenberg auf Rekordkurs

Die tickende Zeitbombe: US-Schuldenberg auf Rekordkurs

Die wirtschaftliche Lage der Vereinigten Staaten sorgt weltweit für Besorgnis. Laut dem Congressional Budget Office (CBO) wird die US-Nationalverschuldung bis 2034 auf unfassbare 50 Billionen US-Dollar ansteigen. Dies entspräche rund 122 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und wäre somit die höchste Verschuldung seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Gründe für die massive Verschuldung

Die Ursachen für diese alarmierende Entwicklung sind vielfältig. Hohe Ausgaben für Verteidigung, soziale Sicherungsnetze und Steuersenkungen ohne entsprechende Einnahmeerhöhungen tragen maßgeblich zur Schuldenlast bei. Zudem könnten potenzielle Kosten durch eine tiefe Rezession oder militärische Konflikte die Haushaltssituation der führenden Nato-Macht weiter verschärfen.

Politische Krise gefährdet Top-Rating

Zusätzlich verschärfen die politischen Spannungen in den USA die Lage. Nach den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November besteht das Risiko politischer Unruhen, selbst bei einer Niederlage Donald Trumps gegen den amtierenden Präsidenten Joe Biden. Der Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 wird in diesem Zusammenhang oft als warnendes Beispiel genannt.

Die damaligen Unruhen führten dazu, dass Fitch Ratings den USA die bis dahin zugebilligte AAA-Einstufung entzog. Es besteht die Befürchtung, dass Moody’s Investors Service dem bei erneuten Unruhen folgen könnte.

Biden und die China-Politik

Die derzeitige Außenhandelspolitik, insbesondere die Beibehaltung von Handelskriegsmaßnahmen gegen China aus der Trump-Ära, trägt ebenfalls nicht zur Stärkung des globalen Vertrauens in den US-Dollar oder US-Staatsanleihen bei. Die US-Strafzölle, wie eine 100-prozentige Steuer auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge, gelten als kontraproduktiv in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit und Kooperation in wichtigen Bereichen wie dem Klimawandel.

Globale Enttäuschung und Abkehr vom US-Dollar

Ein weiterer Bedrohungspunkt ist die zunehmende Diversifizierung von Währungsreserven weg vom US-Dollar, insbesondere in den Schwellenländern. In diesen Volkswirtschaften, die traditionell in US-Dollar investiert hatten, schwindet das Vertrauen merklich. Dort wird vor allem die Kombination von politischer Polarisierung in Washington und die emporschnellende Verschuldung mit Argwohn beobachtet.

Goldman Sachs zur US-Fiskalpolitik

Manuel Abecasis von Goldman Sachs betont, dass die derzeitige fiskalische Richtung langfristig eine Stabilisierung des Schulden-BIP-Verhältnisses erfordern würde, die historisch selten nachhaltig war. Experten von Goldman Sachs Economics gehen sogar von einem Anstieg des Schulden-BIP-Verhältnisses auf 130 Prozent bis 2034 aus – acht Prozentpunkte mehr als vom CBO geschätzt.

Historische Parallelen und sozioökonomische Indikatoren

Der Historiker Niall Ferguson zieht Parallelen zwischen dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der gegenwärtigen US-Schuldenentwicklung. Er verweist auf die stagnierende Produktivitätswachstumsrate in den USA und vergleicht die aktuellen sozioökonomischen Herausforderungen der USA mit denen der UdSSR in ihrer Endphase.

Das Damoklesschwert steigender Zinsen

Die Zögerlichkeit der Federal Reserve, die Zinsen zu senken, trägt zur Verlängerung der Ära "higher for longer" für US-Renditen bei. Michael A. Peterson, CEO der Peter G. Peterson Foundation, und Sachbuchautor Nassim Nicholas Taleb warnen vor den schädlichen Effekten höherer Zinsen auf die bestehende Schuldenlast und vor einer potenziellen "Schuldenspirale".

Bereits im vergangenen November hatte Moody’s erwogen, das einzig verbleibende Top-Rating aufgrund der politischen Turbulenzen in Washington herabzustufen. Taleb geht inzwischen davon aus, dass ein solcher Schritt jederzeit erfolgen könnte.

Die politische Stimmung und die Aussichten

Die aktuelle politische Stimmung auf dem Kapitol in Washington gibt wenig Anlass zur Hoffnung, dass Abgeordnete der beiden großen US-Parteien die bevorstehende Katastrophe noch abwenden können. Sowohl Demokraten als auch Republikaner haben derzeit keine Pläne zur Reduktion der Staatsverschuldung. Ex-US-Finanzminister Robert Rubin sprach von einer "schrecklichen" Lage. Rubin war unter Präsident Bill Clinton von 1995 bis 1999 US-Finanzminister.

Folgt man den Einschätzungen von Finanzmarktexperten, so zeigt sich zunehmende Sorge: Die Schätzung einer Rekordverschuldung von 50 Billionen US-Dollar in den kommenden zehn Jahren könnte sich noch als zu konservativ erweisen. Der Erosion des US-Dollars dürfte der Trend schon jetzt Vorschub leisten.

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