Droht der nächste Bauernaufstand? Parallelen zu den Bauernkriegen von 1524
Vor 500 Jahren begannen im badischen Stühlingen die Bauernkriege, als die Bauern bessere Lebensbedingungen forderten. Heute, zum Jubiläum dieser historischen Ereignisse, brodelt es in der Landwirtschaft erneut. Gibt es Parallelen zur damaligen Zeit?
Historischer Rückblick: Die Bauernkriege von 1524
Im Juni 1524 verlangte Gräfin Clementia aus dem Adelsgeschlecht von Lupfen von ihren Leibeigenen, leere Schneckenhäuser im Wald zu sammeln. Diese Forderung, mitten in der Erntezeit, brachte das Fass zum Überlaufen. Die Stühlinger Bauern zogen bewaffnet vor den Sitz der Grafen und forderten bessere Lebensbedingungen. Dieser Aufstand löste einen Flächenbrand aus, bei dem immer mehr Bauern zu den Waffen griffen. Der Bauernaufstand von 1524 gilt als erster deutscher Freiheitskampf, wurde jedoch blutig niedergeschlagen und kostete nach Schätzungen 70.000 bis 100.000 Menschen das Leben.
Feierlichkeiten und Proteste in Stühlingen
Zum 500-jährigen Jubiläum der Bauernkriege feiert Stühlingen am Wochenende ausgiebig. Ein historischer Bauernmarkt und der "Tag der offenen Höfe" sollen Einblicke in die regionale Lebensmittelproduktion geben. Herzstück ist eine Diskussionsrunde mit Vertretern der Landwirtschaft und Agrarpolitik. Das Motto lautet: "Landwirtschaft woher? - Landwirtschaft wohin?".
Wilfried Kaiser, Betreiber eines Geflügelhofs in Stühlingen und Organisator der Feierlichkeiten, sieht Parallelen zwischen der damaligen und der heutigen Situation der Landwirte. "Natürlich machen wir in der heutigen Zeit keinen Krieg mehr, wir sind ja zivilisiert. Aber wie damals wächst die Unzufriedenheit der Landwirte", sagt Kaiser. Der Frust über die Kürzungen beim Agrardiesel sei zwar der Ausgangspunkt für die Winterproteste gewesen, doch die Probleme lägen viel tiefer: in der Bürokratie und den Vorgaben für Umwelt- und Tierschutz.
Unzufriedenheit trotz Entlastungspaket
Das von der Bundesregierung angekündigte Entlastungspaket für Landwirte geht Kaiser nicht weit genug. Bauernverbandspräsident Rukwied hatte das Paket bereits als unzureichendes "Päckchen" bezeichnet und Nachbesserungen gefordert. Kaiser kritisiert, dass viele Landwirte von den versprochenen Ausgleichszahlungen für die Stilllegung von Ackerflächen noch keinen Cent gesehen hätten. "Da kommt Unmut hoch. Wie damals, 1524," sagt er.
Kritische Stimmen und Hoffnung auf Veränderung
Elisabeth Waizenegger, Milchbäuerin in Bayern und Mitglied im Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), sieht den Vergleich zur Situation vor 500 Jahren kritisch. "Die Lebensumstände sind ja ganz andere," sagt sie. Heute lebten die Landwirte in einem Land, in dem man frei protestieren dürfe. Waizenegger hofft auf einen konstruktiveren Austausch und verweist auf positive Ansätze wie die Stärkung der Marktposition der Landwirte durch die EU-Marktordnung und das europäische Renaturierungsgesetz.
Neue Proteste im Winter?
Ob es zu neuen Protesten im Winter kommt, ist fraglich. Stimmen im Deutschen Bauernverband sprechen sich dennoch dafür aus, falls es keine Nachbesserungen an den Entlastungspaketen gibt. "Wir haben eine breite Unterstützung aus Handwerk und Mittelstand," sagt Kaiser. Ein neuer Protest könne das Land "lahmlegen". Wichtig sei ihm zu betonen, dass es bei allen Protesten nicht gegen die Verbraucher gehe, sondern auch um sie. "Corona hat gezeigt, wie wichtig eine funktionierende regionale Landwirtschaft für die Versorgung ist. Aber wir sind auch einfach an einem Punkt, an dem wir sagen: Das Fass ist voll."
Die deutsche Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik auf die Forderungen der Landwirte eingeht oder ob der Unmut weiter wächst und zu neuen Protesten führt.
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