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20.09.2024
06:09 Uhr

E-Auto-Krise: Werksschließungen und Jobverluste in Europa unvermeidbar?

E-Auto-Krise: Werksschließungen und Jobverluste in Europa unvermeidbar?

Der Elektroauto-Boom in Europa scheint vorerst ein Ende gefunden zu haben. Mit dramatisch sinkenden Verkaufszahlen geraten die Automobilhersteller zunehmend unter Druck. Drohende Werksschließungen und Jobverluste könnten die Folge sein. Doch kann die Branche gegensteuern?

Rückgang der Elektroauto-Verkäufe

Wie der Verband der europäischen Automobilhersteller mitteilte, brachen die Auslieferungen von Elektroautos in Europa im August um 36 Prozent ein. Besonders drastisch war der Rückgang in Deutschland, wo die Verkäufe um 69 Prozent sanken. Der Marktanteil von Elektroautos schrumpfte auf 14 Prozent, im Vorjahr lag er noch bei gut 15 Prozent.

Wegfall von Kaufanreizen

Als Hauptgrund für den Nachfragerückgang wird der Wegfall der staatlichen Kaufanreize gesehen. Diese hatten die relativ teuren Fahrzeuge bisher erschwinglicher gemacht. Nun überdenken Autohersteller ihre Strategien und Zeitpläne für den Umstieg auf Elektroantriebe. Besonders betroffen ist die deutsche Automobilindustrie.

Schwierige Zeiten für deutsche Autobauer

Europas größter Autobauer Volkswagen hat einen jahrzehntelangen Tarifvertrag aufgekündigt und erwägt wegen der schwachen Nachfrage erstmals Werksschließungen in Deutschland. BMW senkte seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr, unter anderem wegen des schleppenden Absatzes von Elektrofahrzeugen.

Unterauslastung der Autowerke

Eine Analyse zeigt, dass fast ein Drittel der großen Pkw-Werke der fünf größten europäischen Autohersteller – BMW, Mercedes-Benz, Stellantis, Renault und VW – im vergangenen Jahr nicht ausgelastet waren. Sie produzierten weniger als die Hälfte der Fahrzeuge, die sie produzieren könnten. Eine Auslastung von weniger als 50 Prozent ist nach Expertenmeinung in der Regel defizitär.

Hohe Energiekosten und Arbeitskräftemangel

Die Gefahr von Werksschließungen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Der Arbeitskräftemangel hat die Löhne in die Höhe getrieben, der Krieg in der Ukraine die Energiekosten. Gelingt die Trendwende nicht, droht der Wirtschaft in der Region ein schwerer Schlag: Die Automobilindustrie steht für mehr als sieben Prozent des EU-Bruttoinlandsprodukts und mehr als dreizehn Millionen Arbeitsplätze.

Politik und Gewerkschaften als Bremse

Fabrikschließungen sind in Europa jedoch das letzte Mittel. Gewerkschaften und Politik haben großen Einfluss auf die Entscheidungen der Unternehmen. Die Schließungspläne von VW müssen erst den Aufsichtsrat passieren, in dem Staats- und Arbeitnehmervertreter die Mehrheit haben. Auch andernorts mischen sich Regierungen ein: In Frankreich fördert der Staat die Batterieproduktion, in Italien lieferte sich Stellantis-Chef Carlos Tavares einen Schlagabtausch mit Rom über Pläne zur Produktionsverlagerung.

Appell an die EU-Kommission

Zur Bewältigung der Elektroauto-Krise fordert der europäische Autoherstellerverband ACEA die EU-Kommission zum Handeln auf. Sonst drohten den Herstellern Strafzahlungen in Milliardenhöhe wegen verfehlter CO2-Ziele. Wie die Autoindustrie wieder auf Kurs kommen soll, ist allerdings noch gänzlich offen.

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