Einbürgerungs-Reform: Ansturm auf Bürgerämter zeigt erste Auswirkungen
Seit dem 27. Juni 2024 ist das neue Staatsbürgerschaftsrecht in Kraft, das Einbürgerungen in Deutschland erheblich erleichtert. Diese Reform hat zu einem massiven Anstieg der Anträge bei den Bürgerämtern geführt, was vielerorts für überfüllte Wartezimmer und gestresstes Personal sorgt.
Historische Vereinfachung der Einbürgerung
Mit der Reform wurden die Anforderungen für den Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft historisch vereinfacht. Erwerbstätige Migranten können nun bereits nach fünf Jahren, anstatt wie bisher nach acht Jahren, die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen. Personen, die sich besonders positiv integriert haben, können sogar schon nach drei Jahren einen Antrag stellen und dabei ihre ursprüngliche Staatsbürgerschaft behalten. Diese neue Regelung hat zu einem regelrechten Ansturm auf die Bürgerämter geführt.
Beispiele aus Regensburg und anderen Städten
In Regensburg beispielsweise ist die Zahl der Beratungsgespräche im ersten Halbjahr 2024 massiv gestiegen. Laut der Mittelbayerischen Zeitung gab es 1.460 Beratungen, im Vergleich zu 599 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Diese Zahlen verdeutlichen das gesteigerte Interesse an Einbürgerungsverfahren durch die Reform.
Auch in anderen Städten zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. In Köln wurden im Jahr 2022 etwa 3.000 neue Anträge registriert, im vergangenen Jahr waren es 3.800. Für 2024 rechnet die Stadt jedoch mit bis zu 10.000 Einbürgerungsanträgen. Ähnliche Entwicklungen werden in anderen nordrhein-westfälischen Städten sowie in Berlin erwartet.
Kritische Stimmen zur Reform
Die Reform hat jedoch nicht nur positive Resonanz gefunden. Kritiker bemängeln, dass die herabgesetzten Anforderungen zu einer Entwertung der deutschen Staatsbürgerschaft führen könnten. Besonders die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft wird kontrovers diskutiert. Bis dato war es in der Bundesrepublik nicht möglich, zwei Staatsbürgerschaften zu besitzen, was viele Migranten von einem Antrag abhielt.
Ein Beispiel hierfür ist eine 36-jährige Georgierin, die seit Jahren in Deutschland lebt, studiert hat, arbeitet und eine Familie gegründet hat. Sie wollte ihren georgischen Pass nicht abgeben, da sie beide Identitäten behalten wollte. Dank der Reform kann sie nun beide Pässe behalten und die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen. Zuvor war dies ein bürokratisches Hin und Her, nun reicht ein Bescheid ihres Arbeitgebers über Anstellung und Verdienst.
Folgen für die deutsche Gesellschaft
Die Reform hat auch Auswirkungen auf die Abschiebepraxis. Gut integrierte Migranten, aber auch jene, die seit 2015 als Asylbewerber nach Deutschland kamen, können nun ohne größere Hürden eingebürgert werden. Dies könnte zu einer Entwertung der deutschen Staatsbürgerschaft führen, da Abschiebungen von straffälligen Personen dann nicht mehr möglich sind.
Interessant sind auch die Herkunftsländer der neuen Staatsbürger. In Regensburg haben vor allem Personen aus Afghanistan, Albanien, Bosnien-Herzegowina, dem Irak, Kosovo, Pakistan, Serbien, Syrien und der Türkei einen Einbürgerungsantrag gestellt. Auf Bundesebene erhielten im Jahr 2023 am häufigsten Menschen syrischer Herkunft den deutschen Pass, gefolgt von Türken und Irakern.
Fazit: Eine umstrittene Reform
Die Einbürgerungs-Reform hat bereits jetzt zu einem massiven Anstieg der Anträge bei den Bürgerämtern geführt. Während die Vereinfachung der Einbürgerung für viele Migranten eine Erleichterung darstellt, gibt es auch kritische Stimmen, die eine Entwertung der deutschen Staatsbürgerschaft befürchten. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Reform auf die deutsche Gesellschaft auswirken wird.
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