Fahnenflucht in der Ukraine: Ein lebender Deserteur ist besser als ein toter Held
Der Ukraine-Krieg dauert nun schon mehr als zwei Jahre an und die Situation für viele Männer im wehrpflichtigen Alter wird immer prekärer. Trotz des Ausreiseverbots gelingt es einigen, das Land zu verlassen, um nicht an die Front geschickt zu werden. Vier Männer berichten anonym über ihre Erfahrungen und die Gründe für ihre Flucht.
Fluchtwege und Schlepper: Eine teure Entscheidung
Andrij, ein 31-jähriger Ukrainer, zahlte 6000 Dollar, um mit Hilfe von Schleppern nach Rumänien zu gelangen. Für ihn war es wichtiger, bei seiner Familie in Polen zu sein, als für sein Land zu kämpfen. „Ich war nicht bereit, die besten Jahre meines Lebens zu verschwenden und vielleicht sogar mein Leben im Krieg zu verlieren“, erklärt er. Andrij sieht sich nicht als Feigling, sondern als mutig, weil er den riskanten Weg der Flucht gewählt hat.
Untertauchen statt kämpfen
Mykola, 43 Jahre alt, hatte das Glück, sich bereits in Berlin zu befinden, als der Krieg ausbrach. Er entschied sich, nicht in die Ukraine zurückzukehren. „Ich fühle mich nicht verpflichtet, für einen Staat zu kämpfen, der uns keine sozialen Garantien gibt“, sagt er. Mykola lebt nun illegal in Deutschland und arbeitet als Bauarbeiter. Die Angst vor der Zwangsrekrutierung und die Unsicherheit über die Zukunft in der Ukraine haben ihn zu diesem Schritt veranlasst.
Gefangen im eigenen Land
Vasyl, 51 Jahre alt, kehrte trotz einer Warnung seines Freundes im Verteidigungsministerium in die Ukraine zurück. Nun fühlt er sich wie eine Geisel. „Die Mobilisierung ist eine Art Roulette. Bislang sind etwa eine Million Männer in die Armee eingezogen worden“, berichtet er. Vasyl vermeidet öffentliche Orte, um nicht von Rekrutierungsbeamten aufgegriffen zu werden. Die Ungewissheit und die Unmöglichkeit, sein Leben zu planen, belasten ihn schwer.
Ein Leben im Verborgenen
Anton, 39 Jahre alt und HIV-positiv, floh aus dem russisch besetzten Cherson nach Deutschland. „An der Front wäre ich kaum von Nutzen“, sagt er. Die antiretrovirale Therapie, die er macht, belastet seinen Körper stark. Anton lebt nun in Düsseldorf und arbeitet als Handwerker. Die ukrainische Regierung droht ihm mit dem Entzug seiner Bürgerrechte, sollte er nicht zurückkehren und sich beim Kriegskommissariat melden.
Die Realität der Kriegsverweigerung
Die Geschichten dieser Männer werfen ein Schlaglicht auf die schwierige Situation vieler Ukrainer, die sich dem Wehrdienst entziehen wollen. Trotz der Drohungen und der schwierigen Bedingungen, die sie in Kauf nehmen müssen, entscheiden sie sich für die Flucht. Sie alle eint die Hoffnung auf ein besseres Leben in Sicherheit, fernab von Krieg und Zwangsrekrutierung.
Diese Berichte zeigen deutlich, wie verzweifelt die Lage vieler Ukrainer ist und wie weit sie bereit sind zu gehen, um dem Krieg zu entkommen. Es bleibt abzuwarten, wie die ukrainische Regierung auf diese Entwicklungen reagieren wird und welche Maßnahmen sie ergreift, um die Situation zu verbessern.
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